Castoren nach Sellafield

Unter massivem Polizeischutz verlassen abgebrannte Brennelemente die AKWs Biblis und Neckarwestheim

FRANKFURT/MAIN taz ■ Seit gestern rollen erstmals seit 1998 wieder Castoren gen England. Vom AKW Biblis in Hessen fuhr die Lok mit den angehängten zwei Waggons, auf denen je ein mit abgebrannten Brennelementen gefüllter Castor stand, gegen 14.40 Uhr aus dem schwer bewachten Tor hinaus. Zwischenfälle gab es weder in Biblis noch auf der Strecke nach Wörth am Rhein. Dort sollten die Waggons aus Biblis am Abend mit denen aus dem AKW Neckarwestheim gekoppelt werden.

Etwa zeitgleich verließ der Zug mit dem Atommüll aus Neckarwestheim den Verladebahnhof in Walheim. Allein in der Region um das AKW in Baden-Württemberg sicherten rund 2.500 Polizisten die Gleise. In Wörth soll das Land Rheinland-Pfalz ebenso viele Beamte aufgeboten haben. Für die kurze Strecke von Wörth zur französischen Grenze hatten Atomkraftgegner Aktionen angekündigt. Wird der Atomzug nicht aufgehalten, nimmt er in Frankreich Kurs auf die Kanalküste. Wahrscheinlich bei Dünkirchen sollen die Castoren dann auf ein Schiff verladen und zur „Strahlenscheuder“, so nennt Greenpeace die WAA in Sellafield, verfrachtet werden.

Die Atomkraftgegner von „X-tausendmal quer“ und anderen Organisationen mobilisieren für den nächsten Sonnabend bundesweit nach Biblis. Unter dem Motto „15 Jahre Tschernobyl – und nichts gelernt? Abschalten jetzt – und nicht nach 30 Jahren!“ soll dort demonstriert werden. Treffpunkt ist der Bahnhof in Biblis um 11 Uhr. Dann soll es direkt zum AKW gehen: zu einer Kundgebung mit Wolfgang Ehmke von der BI Lüchow-Dannenberg und Eduard Bernhard vom BBU. KPK