Frischer Wind in Japans Regierung

Der neue Premier Koizumi holt fünf Frauen ins Kabinett. Die beliebteste Politikerin Tanaka wird Außenministerin

TOKIO taz ■ Der frische Wind in der japanischen Politik weht weiter. Japans neuer Ministerpräsident Junichiro Koizumi bestellte ein Kabinett, das von alten und neuen Gesichtern geprägt wird. Überraschend sind es fünf Frauen, die Schlüsselposten in der Regierung erhalten haben. Daneben holte Koizumi aber auch zwei junge Reformpolitiker und einen Wirtschaftsprofessor in seine Mannschaft, die den Reformkurs garantieren sollen.

Mit Makiko Tanaka gewann Koizumi die derzeit beliebteste Politikerin Japans und eine enge Mitstreiterin als Außenministerin. Die im Januar begonnene Verwaltungsreform zur Verschlankung der Bürokratie wird der Jungpolitiker Nobutaro Ishihara (44) leiten, der als kenntnisreicher Reformer gilt.

Außenpolitisch gewinnt Japan an Profil und wird eine selbstsicherere Rolle gegenüber Asien und den USA einnehmen. Premier Koizumi und Außenministerin Tanaka sind Verfechter einer stärkeren militärischen Rolle Japans in Asien und bekennen sich zur Notwendigkeit der kollektiven Verteidigung.

Wirtschaftspolitisch präsentiert sich das neue Kabinett gemischt. Koizumi versuchte einen Kompromiss zwischen Reformern und moderaten Politikern. Das Finanzministerium wird vom Veteranen Masajuro Shiokawa (79) übernommen. Der relativ unbekannte Politiker ist ein Förderer Koizumis und hielt zuvor drei Kabinettsposten. In das einflussreichere Ministerium für Finanzdienstleistungen und das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (Meti) sind zwei Reformer gezogen.

Mit dem neuen Kabinett muss Koizumi in den nächsten hundert Tagen bis zu den Oberhauswahlen Ende Juli das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen.

ANDRÉ KUNZ