Druck auf Ölmultis

Anwohner von Kapstadt machen gegen Chevron und Texaco mobil. Der Vorwurf: Luftverschmutzung

KAPSTADT/BERLIN ips/taz ■ Erst vor wenigen Tagen hat nach der Weltkonferenz der Grünen auch Greenpeace mehr oder weniger direkt zum Boykott der großen Ölkonzerne aufgerufen (taz vom 28. April), um sie als Klimasünder Nummer eins zu geißeln. In der südafrikanischen Hafenstadt Kapstadt sind die Vorwürfe gegen zwei der Multis, Chevron und Texaco, begrenzter, aber auch direkter. Dort machen Anwohner eine von den beiden im Jointventure betriebene Raffinerie für gefährlich belastete Atemluft verantwortlich und fordern eine strikte Kontrolle der Emissionen.

Wortführer ist die für 35.000 Anwohner sprechende „Table View Residents Association“. Ihre Mitglieder haben im letzten Jahr in unmittelbarer Nähe der California Texas Oil Company (Caltex) Luftproben gesammelt und zur Analyse in die USA geschickt.

Bei den Tests konnten 16 gesundheitsschädliche Chemikalien nachgewiesen werden. Darunter der in Kalifornien, wo Chevron seinen Sitz hat, längst verbotene Benzinzusatz MTBE. Das Additiv steht im Verdacht, Krebs zu erregen und schwere neurologische und dermatologische Schäden zu verursachen. Weiter fanden sich in hoher Konzentration die Lösungsmittel Aceton und Toluol, die zu Atemproblemen und Augenreizungen führen, und das Krebs verursachende Benzol.

Caltex hat den Laborbefund bis heute nicht kommentiert. Für Andy Birkinshaw, den Chef der Bürgerbewegung, aber hat sich vieles geklärt: „Wir haben uns immer gefragt, wieso vor allem Kinder und ältere Menschen in Table View an Asthma leiden und ihnen die Augen wehtun.“

Ein Problem im Kampf gegen die Konzerne sind die Emissionsschutzgesetze aus dem Jahr 1965, die keine Grenzwerte, sondern nur Empfehlungen für die Höhe der Emissionen kennen.

Das soll sich jetzt ändern. Wie die stellvertretende Ministerin für Umwelt und Tourismus, Joyce Mabudafasi, beteuerte, werden Umweltsünder in Kürze „Null-Toleranz“ erleben. „Wir werden jedem, der sich nicht fügt, die Betriebsgenehmigung entziehen“, sagte sie anlässlich der Veröffentlichung der US-amerikanischen Lufttestergebnisse für Table View.

Von Caltex erwartet Birkinshaw jedoch einen harten Kampf. Das Jointventure lasse bislang lediglich die Schwefeldioxid-Konzentration prüfen.