wer wo was – stars, sternchen, sternhagelvolle
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„Ich finde Musik total unpolitisch“ – dieser Satz hallte noch lange durch die Räume des Kongresshauses, empört von Grüppchen zu Grüppchen weitergepustet von jungen Leuten mit Sorgenfalten auf der Stirn. Gefallen war er auf dem Panel zu Gegenkultur versus Mainstream, und zwar von Referent Patrick Wagner, Gründer des Independent-Labels Kitty-Yo. „Das war doch reine Provokation“, beruhigte eine der ZuhörerInnen ihren Freund, „der ist nur schlecht gelaunt, weil er so heiser ist.“ Dabei schien Wagner selbst später noch recht fidel, verlangte sogar in regelmäßigen Abständen nach Bier. Denn Bier ist schließlich gut für die Stimmbänder, oder? Soll er doch Angela Marquardt fragen. Die trinkt’s (Foto).

Apropos Getränk: Patricia Schäfer, die sich normalerweise die frühen Morgen vor der ZDF-Kamera um die Ohren schlägt, konnte endlich mal jemand Kompetentes fragen, wie man „Laphroig“ (den Whiskey) ausspricht. Eher französisch, so Lafrua? Oder strikt walisisch-gälisch-irisch-britisch irgendwie? Diese Frage trug sie artig an den Whiskey-Meister Harry Rowohlt heran. Aber er wusste es nicht. Oder nicht mehr.

Später, als Nina Hoss schon schlief, ging man gemeinsam Haareschütteln im Untergeschoss. DJ Bax und DJ Rapp legten als Erstes „A hard days night“ auf, wie um den erholsamen Abend einzuläuten. Es war so dunkel, dass alle super aussahen beim Tanzen, es gab genug Ecken, um sich gegenseitig Kongresseindrücke ins Ohr zu schreien (am meisten diskutiert wurde das Panel „Generationen“ mit dem grandiosen Streit zwischen dem Hamburger Musiker Ted Gaier und der Meinhof-Tochter Bettina Röhl) und sich gegenseitig Bier aufs Hemd zu schütten. Hier unten hätten die Diskussionen zwischen 68ern und deren Kindern, zwischen Nike-Schuh und Birkenstock, zwischen Mainstream und Gegenkultur eigentlich stattfinden sollen. Hier unten zu „A hard days night“. Und zwar als Tanztheater, inszeniert von Christoph Schlingensief, dem Mescalero-Briefschreiber Klaus Hülbrock, Pina Bausch, Barbara John und Harry Rowohlt. JZ, FOTOS: BORRS