Rumäniens Kloaken

Während die Regierung Umweltschutz vortäuscht, verseucht eine rumänische Fabrik wieder einen Fluss

BUKAREST taz ■ Pünktlich zum Beginn des Bukarester Umweltgipfels mittel- und osteuropäischer Staaten verursachte ein Chemiekombinat im Gastgeberland Rumänien eine neue Giftkatastrophe. Mitarbeiter der Papier- und Zellulosefabrik Celohart in der Stadt Zarnesti bei Kronstadt (Brasov) hatten am vergangenen Freitag ammoniakhaltige Substanzen in das Flüsschen Birsa gekippt – kurz vor Beginn der zweitägigen Umweltkonferenz am Sonntag.

Die wenigsten Teilnehmer des Umweltgipfels nahmen von der Verseuchung überhaupt Notiz – ganz im Sinne der Gastgeber, für die der Gipfel vor allem dazu diente, ihr ramponiertes Umwelt-Image zu verbessern. So etwa waren die nordwestrumänischen Zyanid- und Schwermetallunfälle in der Goldfabrik Aurul vom Januar und März 2000, die die Donau vergiftet hatten, auf der Tagesordnung der Konferenz nicht verzeichnet.

Verärgerung herrschte auf rumänischer Seite darüber, dass Ungarn Klage gegen die Goldfabrik eingereicht hat. Nicht als Signal an die Konferenz freilich, wie es rumänische Politiker empfanden, sondern weil die Fabrik die Frist für eine außergerichtliche Entschädigungsregelung hatte verstreichen lassen.

Auf der zweitägigen Konferenz überwogen die unverbindlichen Töne. Die Umweltkrise in der Region müsse gelöst werden, dafür bedürfe es jedoch Finanzquellen, hieß es allenthalben. Von Seiten mehrerer südosteuropäischer Staaten kam die Forderung nach Entschädigungen für die Donau-Verschmutzung, die die Nato im Kosovo-Krieg durch die Bombardierung von Raffinerien und Chemiekombinaten in Serbien verursacht hat.

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