Populär und schnörkellos

Die neue japanische Außenministerin Makiko Tanaka hat großen Einfluss in der Regierung

von ANDRÉ KUNZ

„Hast du was zu sagen, und es kommt von Herzen, dann unterstützen dich die Leute!“ Gradlinig und schnörkellos spricht Makiko Tanaka, und die Japaner mögen sie dafür. Die seit Jahren beliebteste Politikerin des Inselreiches ist am vergangenen Donnerstag als erste Frau in der Geschichte Japans in den angesehenen Posten als Außenministerin bestellt worden. Die 57-jährige Tochter des früheren Ministerpräsidenten Kakuei Tanaka ist das lebende Symbol für den längst notwendigen Aufstieg der japanischen Frauen in politische Spitzenämter und wird der japanischen Außenpolitik neues Profil verleihen.

Die Beliebtheit von Tanaka ist so groß, dass Japaner im Gespräch meist nur den Vornamen „Makiko“ gebrauchen, wenn sie jeweils einen markigen Spruch der Parlamentsabgeordneten aus der nordwestjapanischen Provinz Niigata diskutieren. Tanaka profilierte sich schon früh als lautstarke Kritikerin der verknöcherten Leitung in der eigenen Liberaldemokratischen Partei und wurde besonders von der alten Garde als „lästige Rebellin“ gehasst. „Ich rebelliere nicht, aber die Zeiten haben sich geändert, und das muss unsere Partei verstehen“, gab sie jeweils keck zurück.

Die Zeiten einer japanischen Außenpolitik, die in der internationalen Gemeinschaft oft als Duckmäusertum im Schatten Washingtons erschien, dürften damit auch zu Ende gehen. Tanaka ist eine Verfechterin der stärkeren militärischen Rolle Japans in Asien und tritt für eine kollektive Verteidigung ein. Sie wird in China hoch respektiert, weil ihr Vater Kakuei trotz seiner innenpolitisch konservativen Grundhaltung die diplomatischen Beziehungen mit Peking fast im Alleingang hergestellt hatte.

Tanaka spricht fließendes Englisch, ist medienerprobt und eine profilierte Buchautorin. Sie hat das Reformprogramm von Ministerpräsident Junichiro Koizumi schon vor einem halben Jahr in ihrer jüngsten Publikation vorgedacht. Sie ist darum die stärkste Person im neuen Kabinett mit großem Einfluss auf den Reformkurs der Regierung.

Statt die Probleme unter den Teppich zu kehren, sollten sie offen und ehrlich diskutiert werden, fordert Tanaka in ihrem Werk. Sie wird zuerst mit der verärgerten Regierung in Peking über ein paar harte Brocken japanischer Außenpolitik diskutieren müssen. Japan gewährte erst kürzlich dem ehemaligen taiwanischen Präsidenten Lee Teng-hui ein Einreisevisum und legt derzeit gerade wieder Schulbücher auf, die Japans Kriegsgeschichte beschönigen.