„50 Mark. Das können wir gebrauchen“

■ Für die Blue Devils beginnt Ende Mai die neue Football-Saison. Sie setzen auf Bescheidenheit

Ein Motto hat der neue Präsident schon einmal ausgegeben: „Team-Arbeit wird groß geschrieben“, formuliert Christian Baarz wenig originell, aber plakativ. Der 40-Jährige soll den tiefen Fall der Hamburg Blue Devils aufhalten. Seit dem 25. April steht der Jurist einem neuen Vorstand bei Hamburgs Football-Bundesligisten vor.

Für die Blue Devils geht es um Schadensbegrenzung. In der neuen Saison, die Ende Mai beginnt, kann es für Hamburgs Football-Bundesligisten nur darum gehen, sich im Jahr eins nach dem Zusammenbruch wieder zu konsolidieren. In allen Bereichen – sportlich, wirtschaftlich und vom Image her. 2000 will man bei den Teufeln so schnell wie möglich vergessen.

Weit abgeschlagen wurde das Team in der German Football-League (GFL) Letzter. Der Headcoach Lee Rowland verließ den Verein vorzeitig, und nur eine Rumpfmannschaft bestritt die letzten Spiele der Saison. Noch schwerer wog jedoch der Insolvenzantrag der Firma GMB vom ehemaligen Präsidenten Axel Gernert, der folgerichtig bei der Mitgliederversammlung nicht entlastet wurde. Er hinterließ bei seinem Abgang 300.000 Mark Verbindlichkeiten. Der Löwenanteil davon entfiel auf die Stadionmiete, aber auch die Bühnentechnikfirma und der Sicherheitsdienst warten noch immer auf ihr Geld.

Eine One-Man-Show werde es in Zukunft nicht mehr geben, gibt Baarz seinem Vorgänger noch einen mit und sagt: „Über ein Stadionverbot oder einen Vereinsausschluss von Herrn Gernert wird sich das Präsidium in den nächsten Wochen unterhalten müssen.“ Und hält die Spekulationen am Kochen, dass es in der Vergangenheit zu Unregelmäßigkeiten gekommen war: "Die Laufzeit des Marketing-Vertrages mit der GMB war unüblich lang und einige Klauseln darin waren ungewöhnlich ausformuliert.“ Letztlich mussten die Devils die Rechte an der eigenen Vermarktung zurückkaufen – für geschätzte 100.000 Mark, die jetzt dem Insolvenzverwalter zufließen. Da freut sich der Schatz-meister auch, wenn bei der Pressekonferenz ein Handy klingelt: „50 Mark kann ich da nur sagen“, entfährt es Schatzmeister Stefan Schumann, „das können wir gut gebrauchen.“

Die sportlichen Ziele fallen da natürlich eher bescheiden aus. Der neue Headcoach Kent Anderson antwortet auf die Frage, was das Ziel für die kommende Saison sei, lapidar: „So viele Spiele wie möglich gewinnen.“ Er sei aber ganz optimis-tisch. Die Schwäche, dass sich ein Team ganz neu zusammenfinden müsse werde dadurch kompensiert „das es eine hungrige Mannschaft ist“. Ganz so leicht lässt Baarz allerdings seinen neuen Cheftrainer nicht davon: Die Playoffs sind Pflicht, alles andere ist Dreingabe.“ Und dann steht noch ein Umzug ins Haus.

Zwar habe der HSV trotz der Schulden prinzipielle Bereitschaft signalisiert, die Devils wieder im Volkspark spielen zu lassen. Dennoch entschieden sich die Footballer für das Millerntor. „Von der Größe her passt das Stadion besser zu uns“, sagt Schumann und benennt damit auch die Größenordnung für den kalkulierten Zuschauerschnitt. Mit 5000 Fans pro Spiel wird solide gerechnet, alles weitere „ist Dreingabe“. Bei einem Etat von 2 Millionen Mark wäre das Schmucckästchen aber wohl ohnehin zu teuer gewesen. Und ein weiteres Argument gibt Schumann an: „St. Pauli arbeitet und rackert, wie wir das auch in der kommenden Spielzeit müssen und der HSV...“ Pause. Dann springt ihm sein Präsident zur Seite: „...der HSV zaubert.“ Auch ein Vergleich.

Bei dieser Konstellation ist es fast verwunderlich, dass noch immer amerikanische Spieler die Devils attraktiv genug finden, um sich dort verpflichten zu lassen. Insbesondere dass Estrus Crayton aus Braunschweig wechselte, ist ein Glückfall für die Devils, gilt der Running Back doch als der beste Spieler der GFL. Das lässt sich nur durch gute Kontakte und viel Verhandlungsgeschick erklären.

Das allein wird aber noch nicht reichen. Letztlich geht es für die Devils, wie der Vertreter eines Sponsors formulierte, nur um eines: „Getreu unserem Werbespruch wünsche ich: Besser ankommen.“ Eberhard Spohd