hasenforscher klaus hackländer

„Ran an das Forschungsobjekt Feldhase!“

Klaus Hackländer arbeitet am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dort befindet sich eine Zuchtstation für Hasen, die wichtge Grundlagendaten liefert.

taz: Woran liegt es denn nun, dass die Hasen seltener werden?

Klaus Hackländer: Über die Ursachen gibt es viele Forschungsarbeiten, die meistens aber kranken daran, dass sie nur einen Faktor anschauen. Wenn man ehrlich ist, gibt es da viele Faktoren die einen negativen Einfluss haben. Feindzunahme, Lebensraumveränderung, Krankheiten und das Klima.

Klima? Eigentlich müsste es dem Hasen als ursprüngliches Steppentier doch besser gehen, dank der globalen Erwärmung?

Wärmer heißt aber auch, dass es mehr regnet. Die Winter sind nicht mehr kalt und trocken. Die kleinen Hasen sind häufiger patschnass, müssen mehr Energie aufwenden, um die Körperwärme zu halten. Da sinken die Überlebenschancen.

Zwar steht der Hase auf Roten Listen, trotzdem werden jährlich 5 Millionen in Europa geschossen. Ist das nicht widersinnig?

Nein, nur wenn man die Jagd schlecht managt, dann kann es schaden. Aber gute Jäger schießen ja nicht nur, sondern sie hegen und verbessern den Lebensraum. Insofern ist es gut, dass der Hase per Gesetz jagdbares Wild bleibt, da haben die Jäger die Pflicht, auch etwas Gutes für ihn zu tun – aus welchem Grund auch immer.

Ist der Hase ein Politikum?

Auf alle Fälle. Er ist mit das wichtigste jagdbare Wild in Europa, das ist auch wirtschaftlich gesehen eine bedeutende Rolle. Er ist natürlich immer auch ein Tier, das die Leute ganz gern in ihr Herz schließen. Da gibt es schnell eine Frontenbildung zwischen Jägern und Naturschützern, und das führt selten dazu, dass objektiv über die Sache gesprochen wird.

Und die Forscher mischten sich nicht ein. Man hat den Eindruck, dass sich die Wissenschaft erst seit kurzem verstärkt um den Hasen bemüht . . .

Im Osten Europas wurde schon eher daran gearbeitet. Lange Zeit ist man nicht weitergekommen mit der Forschung. Man hat immer nur Hasen gezählt und Jagdstrecken analysiert. Mittlerweile gibt es neue Methoden, neue Aussagen zu treffen und jetzt gibt es einen neuen Anfang: ran an das Forschungsobjekt Feldhase!

INTERVIEW: HERBERT OSTWALD