Nur Mut?

Wegen großen Andrangs musste die taz.mag-Diskussion „Mut zur Konfrontation. Über die Rückeroberung von No-Go-Areas“ in einen größeren Saal umziehen. Nazi-Aussteiger Jörg Fischer allerdings war grippekrank, weshalb Volker Beck, rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, und Eberhard Seidel, Migrationsspezialist und taz-Inlandschef, die einzigen Referenten waren. Einklang herrschte, dass vorurteilsfreie Analyse (wo besteht Bedrohung durch Rechtsradikale, wo durch Migranten?) ebenso nötig ist wie ein unhysterischer Blick auf den „gefährlichen Osten“. Seidel, der sich selbst als einstigen „Ermunterungspädagogen“ bezeichnete, zeigte sich desillusioniert: Die Gesellschaft sei Mitte der Neunzigerjahre eingeschlafen. In vielen Gebieten sei eine Generation herangewachsen, die eine umfassende Definitionsmacht für sich beanspruche.

Auch wenn im Forum verschiedentlich mehr Mut vom Einzelnen eingefordert wurde – einen Appell zum Heldentum mochte niemand formulieren. Wenn die Bevölkerung um örtliche Brennpunkte weiß und sie verständlicherweise meidet, so Beck, sei nicht nachvollziehbar, dass die Polizei dort nicht mehr Präsenz zeige. Gäste monierten, dass die (Selbst-)Beschränkungen für Frauen und Behinderte nicht als Teil des Programms auftauchten.

REINHARD KRAUSE