Energie für die Zukunft

Die Future Energy AG will in der Liga der Offshorewindparks mitmischen. Ein Projekt in der Ostsee ist bereits auf dem Planungsweg. In zwei oder drei Jahren möchte man dann auch an die Börse

Die Future Energy AG in Berlin will in absehbarer Zeit zu den Großen unter den Windparkplanern gehören. Die noch junge AG, die erst im Januar 2000 gegründet wurde, hat bisher einen Windpark in Betrieb genommen, zwei weitere befinden sich im Bau und drei im Genehmigungsverfahren. Hinzu kommen acht Parks in der Entwicklung. Die Flächen aller Projekte liegen in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Bis Ende 2004 will das Unternehmen eine Leistung von insgesamt gut 100 Megawatt (MW) Windkraft an Land installiert haben.

Das wichtigste Standbein der Future Energy AG soll jedoch ein Offshorewindpark werden. Vorstandschef Andreas Brockmöller, vorher bei Unit Energy aktiv, setzt große Hoffnungen in seinen Standort Arkonabecken Südost, der in der Ostsee zwischen Rügen und Bornholm liegt und sich seit September letzten Jahres im Prüfverfahren beim Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg befindet. Das Investitionsvolumen beträgt rund 2,5 Milliarden Mark, geplant sind in mehreren Bauabschnitten insgesamt 860 MW installierte Leistung. Damit könnte theoretisch gut ein Viertel des Berliner Strombedarfs gedeckt werden. Seit der Annahme des Antrags durch das BSH ist der Standort Arkonabecken Südost für andere Bewerber gesperrt.

Zurzeit befinden sich sämtliche Future-Energy-Aktien im Besitz von acht Privatpersonen, teilweise aus dem Umfeld von Planungsbüros, die vorwiegend im Bereich Wind und Biomasse tätig sind. Die Onshorewindparks sind als jeweils eigenständige Kommanditgesellschaften organisiert. Wenn die Baugenehmigung für das Offshorevorhaben Arkonabecken erteilt wird, will Future Energy durch einen Börsengang rund 200 Millionen Mark für den ersten Bauabschnitt einwerben. Es ist geplant, vorher alle Onshorewindparks mit der AG zu verschmelzen und die Kommanditanteile in Aktien umzuwandeln. Das Grundkapital wird dann rund 62 Millionen Mark betragen.

Dass der Börsengang erst nach der Baugenehmigung erfolgt, gehört zur Firmenpolitik. „Wir machen grundsätzlich keine Projektentwicklung mit Aktiengeldern“, so Brockmöller, „um das finanzielle Risiko für die Anleger gering zu halten. Aktienbesitz muss im Gegensatz zu Komanditbeteiligungen versteuert werden.“ Mit der Erteilung der Baugenehmigung rechnet der promovierte Architekt im Jahr 2003 bis 2004. Für die Bauabschnitte zwei und drei sind weitere Börsenkapitalisierungen im Umfang von je rund 200 Millionen Mark geplant.

Was die Genehmigungsfähigkeit des Arkonabeckens Südost betrifft, ist Brockmöller optimistisch, einen günstigen Standort ausgewählt zu haben. Es habe bereits klärende Gespräche mit verschiedenen Trägern öffentlicher Belange gegeben, unter anderen mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesumweltministerium. „Der Standort liegt außerhalb sämtlicher Schutzgebiete, und das Umweltbundesamt hat bereits die Empfehlung für die Genehmigung einer Pilotphase ausgesprochen“, erklärt der Vorstandschef. Wichtige Fischereigründe und Schifffahrtswege seien nicht betroffen, nur ein militärisches Übungsgebiet für Tiefflieger der Luftwaffe befinde sich am Standort. Ein Treffen mit dem Verteidigungsministerium steht noch aus, aus dieser Richtung könnte es also eventuell Einwände geben. Die offizielle Antragskonferenz, auf der alle Träger öffentlicher Belange ihre Bedenken und den von ihnen geforderten Untersuchungsumfang vortragen, soll noch in diesem Sommer stattfinden.

Ein weiterer Aspekt, der grundsätzlich für alle Offshorewindparkplaner wichtig ist, ist die Frage der Netzanbindung: Sollten die Parks tatsächlich in den geplanten Größenordnungen realisiert werden, müssen sehr große Leistungen in das Hochspannungsnetz an Land eingespeist werden. Dazu sind Umspannwerke, Kapazitäten im Netz und die Zusage des jeweiligen Netzbetreibers nötig. Future Energy hat diese Fragen für das Arkonabecken Südost bereits geklärt: Ein Umspannwerk steht am ehemaligen Kernkraftwerksstandort Lubmin östlich von Greifswald zur Verfügung, und der Hochspannungsnetzbetreiber Vereinigte Energie AG hat die Aufnahme des Stroms in sein Netz bereits zugesagt. Erleichternd kommt außerdem hinzu, dass die Entfernung zwischen Offshorepark und Einspeisepunkt nicht zu groß ist, denn jeder Kilometer Stromtransport ist aufgrund aufwendiger Leitungssysteme sehr teuer.

Andrew Murphy von den Bonner Analysten Murphy & Spitz Umwelt Consult schätzt die Chancen des Unternehmens positiv ein. Future Energy sei zurzeit medial noch nicht sehr präsent, in rund vier Jahren könnte die AG aber eine gute, wenn nicht gar die beste Positionierung im Offshorebereich haben. Indizien, die dafür sprechen, seien der gut gewählte Standort in der Ostsee sowie die kompetente Mannschaft. Als besonders großen Vorteil sieht Murphy die bereits geklärte Frage der Netzanbindung an.

Auch Max Deml, Chefredakteur des Börsendienstes Öko-Invest, glaubt, dass das Gebiet Arkonabecken Südost Vorteile im Vergleich zu den Standorten der meisten anderen Projektplaner bietet. Dafür spreche vor allem, dass sich keine vorgeschlagenen oder bereits ausgewiesenen Naturschutzgebiete auf der anvisierten Fläche befänden.

Auf der anderen Seite habe die noch junge AG im Vergleich zu großen börsennotierten Unternehmen wie zum Beispiel Energiekontor oder Umweltkontor eine relativ dünne Kapitalausstattung. Es müsse sich zeigen, wie Future Energy die großen Mengen Eigenkapital einwerben wolle, die sie brauche, um ihr Offshoreprojekt zu realisieren.

NICOLE PAUL