Abschied von „The Voice“

Hat es das schon einmal gegeben? Eine Schweigeminute für einen Stadionsprecher? Kann ja sein, aber so eine wahrscheinlich noch nicht. Eine Schweigeminute beim Anpfiff für Christian Günther, und eben nicht nur das. Eben auch lange vor dem Spiel „Christian Günther“-Sprechchöre aus der Ostkurve, ein riesiges und viele kleine Transparente, persönliche, handgemalte. Und alle standen auf. Alle, sogar die von der Haupttribüne, als beim Einlaufen der Mannschaften die sentimentalste aller Fußballhymnen „You'll never walk alone“ gespielt wurde. Auf besonderen Wunsch der Fans. Für ihn.

Gut 20 Jahre lang war er die Stimme des Weserstadions und - wer je andere Stadien erlebt hat - der beste Stadionsprecher der Liga. Kein Brüllaffe, keine Labertasche, kein Einpeitscher, aber auch kein Langweiler. Für Schmierenrollen war er einfach zu intelligent, dafür hatte er zu viel Niveau. Viel zu viel. Der konnte selbst die schrägsten Scherze und schlechtesten Witze machen, so einem verzeiht man alles. Sogar, dass er's Jahr um Jahr fertig brachte, beim Verlesen der Mannschaftsaufstellungen aus Frank Rost Frank Rooost zu machen. Egal! So egal! Er fehlt. Im Radio und im Stadion. Uns.

Der Christian-Günther-Lieblingsscherz, eine Moderation an Karfreitag: „Und mir tut das Kreuz auch schon weh!“

„Jeder Mensch ist zu ersetzen“, lautet einer der allerdümmsten Sätze. Er fehlt. J.G.