Schon vor der Schule zahlen lernen

Böger überlegt, Vorschulklassen in Kitas zu verlagern. Schulbesuch ist kostenlos, für Kitas müssen Eltern zahlen

Die Schulverwaltung unter Klaus Böger (SPD) überlegt, die vorschulische Bildung zu vereinheitlichen. Nach den Ideen einer Arbeitsgruppe sollen bei der Einführung des neuen Schulgesetzes die Vorklassen an den Grundschulen abgeschafft und deren Aufgaben alleine den Kindertagesstätten überlassen werden.

Bisher haben Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder schon vor Erreichen der Schulpflicht in Vorklassen einzuschulen. Die Teilnahme daran ist freiwillig und soll laut Gesetz „das Kind in eine größere Gruppe einführen“. Gleichzeitig können Kinder in die so genannten Vorschulgruppen der Kitas geschickt werden.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Alternativen ist vor allem ein finanzieller. Während der Besuch einer halbtägigen Vorklasse keinen Pfennig kostet, müssen Eltern für die Vorschulgruppen in den Kitas die normalen Betreuungskosten zahlen. Eine vergleichbare Halbtagsbetreuung kostet ohne Mittagessen zwischen 30 und 165 Mark, einschließlich Verpflegung 75 bis 210 Mark.

Bögers Sprecher Thomas John betonte, die Abschaffung der Vorklassen sei nur eine von vielen Ideen. Ziel sei es, „ein einheitliches Angebot zu schaffen, das die Vorschulausbildung verbessert“. Damit müsse natürlich eine „Qualitätsoffensive für die Kitas“ verbunden sein. Der Gesetzentwurf werde frühestens im Herbst dem Abgeordnetenhaus vorgelegt, so John weiter.

Für eine Vereinheitlichung spricht sich auch Elfi Jantzen (Grüne) aus. Die jetzige Situation sei „absurd“ und „pädagogisch wie finanziell sinnlos“. Ihre Fraktion wolle, „dass alle Kinder mit fünfeinhalb Jahren eingeschult werden“. Sollte die Vorschule jedoch abgeschafft werden, müsse ein Halbtagesplatz in der Kita umsonst sein, fordert Jantzen.

Kritik erhält Böger auch aus der eigenen Fraktion. „Ich hoffe, das bleibt nur eine Überlegung“, sagte SPD-Bildungsexpertin Eveline Neumann. Sie habe schon immer die Einführung einer verpflichtenden Vorschule gefordert. Dann könnten auch die zehn Prozent der Kinder erfasst werden, die beim bisherigen Modell außen vor blieben.

Für das Festhalten am bisherigen Modell spricht sich Siglinde Schaub (PDS) aus. „Es geht ganz gut, beide Angebote beizubehalten“, sagte sie, „beides muss jedoch kostenfrei sein.“

Ins gleiche Horn stößt auch Klaus Schroeder von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er vermutet, dass Böger Kosten für den Nachtragshaushalt reduzieren will. „Es geht auch um 750 Erzieherstellen in den Vorklassen“, betonte Schroeder. DANIEL FERSCH