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ZUMINDEST NATO UND EU HABEN AUS DEM KOSOVOKONFLIKT GELERNTDer Mythos „nationale Einheit“

Nicht mehr Panzer und Kampfhubschrauber, sondern eine allumfassende politische Koalition: So wollen die Verantwortlichen in Skopje jetzt den albanischen Kämpfern entgegentreten und einen Bürgerkrieg in Makedonien verhindern. Das Zauberwort heißt „Regierung der nationalen Einheit“. Zugegeben, das klingt gut, ist aber auf dem Balkan keine neue Idee. Auch in Bulgarien wurde 1997 der Mythos einer Regierung zur nationalen Rettung bemüht, als das Land nach wochenlangen Demonstrationen gegen die regierenden Sozialisten am Rand des Abgrunds stand. Nur: Dieses Modell erledigte sich durch den Wahlsieg des Bündnisses der Demokratischen Kräfte.

Im Falle Makedoniens ist nun die Frage, wie eine politische Lösung angesichts der eskalierenden Gewalt und der vielen Flüchtlinge aussehen soll. Denn parallel zu Verhandlungen nahm die makedonische Armee gestern erneut albanische Stellungen ins Visier. Und auch die Warnung der UÇK-Kämpfer vor weiterem Blutvergießen deutet nicht gerade auf Rückzug hin.

So könnte sich der gut gemeinte Ansatz bald in sein Gegenteil verkehren: Anstatt die radikalen Albaner zunehmend zu isolieren, bliebe als Ultima Ratio aus Sicht Skopjes wohl nur der erneute Einsatz von Waffen. Und der einzige Unterschied bestünde darin, dass das Militär dabei auch von den Sozialdemokraten und der Albanerpartei für Demokratischen Fortschritt (PDP) unterstützt würde. Ob jedoch gerade Letztere diesen Spagat lange leisten kann, ist fraglich.

So ist die weitere Entwicklung vorerst offen. Dennoch muss man der Internationalen Staatengemeinschaft eine gewisse Lernfähigkeit attestieren. Mit ihrem vehementen Einsatz für eine politische Lösung in Makedonien haben Nato und EU dokumentiert, dass sie die Fehler der jüngsten Vergangenheit nicht wiederholen wollen. Denn eines ist klar: Der jetzige Konflikt in Makedonien ist nicht zuletzt auch durch die Unterlassungssünden des Westens entstanden, der die UÇK viel zu lange als verlässlichen Partner betrachtete und entsprechend aufgerüstet hat. BARBARA OERTEL

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