Bestaunen und Probieren

Im Westwerk eröffnet morgen Abend mit einem „Klamottenspektakel“ die gleichnamige einwöchige Ausstellung  ■ Von Barbara Schulz

Für eine Show mit laufenden Kleidern, einen Spaziergang auf den Möbeln anderer Leute und – nicht zuletzt – für eine Eröffnungsparty haben sich die Künstlerinnen Gisoo Kim aus Korea, Beate Katz und Birgit Resch (House of B/Hamburg) und die Berlinerin und zeitweilige HfbK-Gastprofessorin Wiebke Siem zusammengetan. Am Freitagabend eröffnen sie im Westwerk das einmalige, verrückte, atemberaubende „Klamottenspektakel“, das dann eine Woche zu bestaunen sein wird.

Wohlgemerkt: „Was wir machen, ist auf keinen Fall eine herkömmliche Modenschau“, sagt Katz. „Es gibt zwar einen Laufsteg und Models, aber was die tragen, sind meist keine Kleidungsstücke, sondern Kunstobjekte.“

Es ist eine Show, bei der etwas passiert, keine Vernissage, bei der herumgestanden wird. Hier wird vielmehr versucht, der Mode eine andere Seite abzugewinnen: Es geht nicht um die Tragbarkeit von Kleidermodellen, sondern um die Präsentation von Kunstwerken. Hierfür werden Katz und Resch das Westwerk mit einem „Laufsteg“ aus alten Möbeln, Teppichen, Stoffwülsten und anderen Objekten ausstatten und darauf Kleidungsstücke und Stoffe anordnen. Auf dem Laufsteg wird anschließend eine extra für den Eröffnungsabend zusammengestellte Kollektion vorgeführt, aus der ausgewählte Stü-cke nach der Show und während der einwöchigen Ausstellung auch anprobiert werden können.

„Wir beziehen uns auf die bedrückende Seite der 80er-Jahre, aber auf humorvolle Art“, so Katz. Deshalb hat die begleitende Musik auch eher den „piefigen Charakter der 80er-Jahre, so wie zum Beispiel Jean-Michel Jarre“, fügt sie leicht augenzwinkernd hinzu. Aber auch Kunstgeschichte wie Man Ray, die Malerei des abstrakten Expressionismus oder die Pulloverfaltanleitung von Erwin Wurm werden zitiert.

Gisoo Kim lässt ihre zwölf weiblichen Models zu Klängen von Ego Express und ähnlich housiger Musik auf dem Laufsteg flanieren. Sie fertigt aus bunten Stoffen, Draht und verschiedenen Fundstücken skurrile Kleider, Hüte, Rucksäcke und Taschen, und ihre Kleiderstücke winden sich organisch um ihre TrägerInnen, statt sie nur zu bekleiden. Zudem wird sie in zwei Ecken des Westwerks imaginäre Räume installieren, in denen die Kleiderstücke den gewohnten Zusammenhang als pure Bekleidung verlassen. Auch ihre Werke können während der Ausstellung anprobiert werden.

Wiebke Siem, deren Arbeiten die europäische Moderne und ihre Beziehung insbesondere zum ethnologischen Museum reflektieren, zeigt drei ihrer neuesten Arbeiten: Kostüme, die gemeinsam mit hölzernen Gesichtsmasken getragen werden, die sich an afrikanischen Tanzmasken orientieren. Die dazugehörigen Kleidungsstücke sind aus Schaumstoff gefertigt und mit Stoff überzogen.

Siem, die sich unter anderem auf die Arbeit Oskar Schlemmers, Jean Arps und Yves Saint Laurents bezieht, hat sich für das Publikum des ersten Abends eine ungewöhnliche Überraschungsperformance einfallen lassen, die hier freilich nicht verraten wird. Anschließend laden die DJs Judy, Friese, Herrad und Inger zur Party. Übrigens: Das Klamottenspektakel wird auf Video festgehalten, welches in der anschließenden einwöchigen Ausstellung auf Monitoren gezeigt wird. Aber live ist's bestimmt schöner.

Eröffnung: 11.5., 21 Uhr, Westwerk, Di–Fr 16–20 Uhr, Sa + So 13–16 Uhr, bis 18.5.