Lob von allen Seiten

■ Der Behinderten-Sportverband wird 50 Jahre alt, und Gerhard Schröder kommt persönlich, um zu gratulieren

Der Kanzler kommt schon wieder nach Hamburg. Gerhard Schröder wird heute im Rathaus die Festansprache zum 50-jährigen Jubiläum des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DBS) halten. „Meine Glückwünsche verbinde ich mit der festen Zusage, dass die Bundesregierung die berechtigten Anliegen des DBS weiterhin unterstützen wird“, kündigte der Politiker bereits an. Die Politprominenz scheint sich ohnehin gerne im Glanz der Wohltätigkeit zu sonnen: Auch Bundespräsident Johannes Rau würdigt in seinem Grußwort die sport- und sozialpolitische Bedeutung des größten Behindertensportverbandes der Welt, und voll des Lobes ist äußert sich Innen- und Sportminister Otto Schily.

Vor 50 Jahren wurde der Verband von Kriegsversehrten gegründet. Rehabilitation durch Sport – nach hartem Kampf erkannten auch die Krankenkassen den Nutzen der Bewegung an. 325.000 Mitglieder sind mittlerweile in 3400 Sportvereinen in 17 Landesverbänden organisiert. „Wir sind der Verband, der alle behinderten Sportler anspricht und vereint“, sagt Präsident Theodor Zühlsdorf. Knapp 500 Hoch-leistungssportler gibt es unter den Behinderten, über 5000 treiben Leistungssport. „Die Unterstützung der Integration behinderter Menschen in die Gesellschaft ist auch unser Erfolg“, sagt Zühlsdorf.

Seit es die Paralympics gibt, seit Rom 1960, ist der Behindertensport auch als Leistungssport ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. 348 Weltrekorde gab es in Sydney. Aber auch Manipulationen sind im Behindertensport inzwischen kein Fremdwort mehr. Elf Dopingfälle und der Betrugsskandal durch die spanischen Basketballer bei den Paralympics 2000 sprechen eine deutliche Sprache. Diese Kehrseite der Medaille hat für DBS-Präsident Zühlsdorf aber auch etwas Gutes: „Das ist Leistungssport. Gott sei Dank sind wir vom Mitleidsweg abgekommen.“

Deutsche Behindertensportler spielen im internationalen Vergleich allerdings nur eine Nebenrolle. Der Grund liegt auf der Hand: Während andere Nationen sich professionell oder halbprofessionell vorbereiten, gehen die Deutschen meist als Amateure an den Start. Dies soll sich in Zukunft ändern: „Unser Leistungssportkonzept ist die große Aufgabe für die nächsten Jahre“, kündigt Zühlsdorf an.

„Wenn ich ein Fazit meines Lebens ziehe, so hat neben meiner Familie und dem Beruf der Behindertensport eine sehr entscheidende Rolle gespielt, nicht nur aus gesundheitlichen Gründen“, stellt der 75 Jahre alte Walter Prössl, Goldmedaillen-Gewinner im Kugelstoßen bei den ersten Paralympics für Querschnittsgelähmte 1960 in Rom fest. „Als Rollstuhlfahrer ist es ja nicht einfach, aber ich konnte viele Kontakte knüpfen, nicht nur mit Gleichgesinnten. Und es bleiben die Erinnerungen an positive Erlebnisse.“ else/lno