Schwimmreviere
: Ein Sprung ins Gelbe

■ Warum ist der Werdersee ebenso übel dran wie der Industriehafen?

Die Bremer Badeseen-Szene ist um eine Adresse reicher geworden: die Industriehäfen. Sommerfrische inmitten herrlich rostiger Spundwände und das direkt am Rand von Oslebshausen! Die DLRG-Station auf einem Öltank! Der Grund? Auf der aktuellen Gewässergütekarte haben Hütten-, Kohlen- und Kalihafen samt Nachbarbecken die identische Güteklasse abbekommen wie der Werdersee.

Das bedeutet nichts Gutes für das größte Stillgewässer der Stadt, das neben seiner Eigenschaft als „Hochwasserabflussrinne“ auch das innerstädtische Planschbecken ist. Die Farbe Gelb, die der Umweltsenator beiden Kandidaten zuerkannt hat, codiert „Seen mit sehr hohem, stets frei verfügbaren Nährstoffangebot; Tiefenwasser im Sommer sauerstofffrei mit zeitweiser Schwefelwasserstoffentwicklung; Oberflächenwasser zeitweise stark mit Sauerstoff übersättigt. Sichttiefe sehr gering, Massenentwicklung von Phytoplankton.“

Schlechter kann's einem See nicht gehen, zumindest wenn man die Ernährungssituation betrachtet. Auf dem Grund gedeihen im Extremfall nur noch Bakterien und Pilze. Faulschlamm. Dass der Werdersee so schlecht abschneidet, liegt daran, dass er gemächlich von Weserwasser durchströmt wird.

Dabei, erklärt Dr. Hans-Peter Weigel vom Umweltsenator, haben Schwebstoffe alle Zeit der Welt, sich abzulagern, das Wasser klärt auf, die Sonne dringt in die Tiefe. Das Dumme ist nur, dass die organische Belastung bestehen bleibt. Folge: Die Algen wachsen prächtig, Algen sterben, und der Sauerstoffhaushalt gerät durcheinander. In den 80er Jahren, als es der Weser noch weit schlechter ging als heute, sind jede Menge Werderseefische diesem Mechanismus zum Opfer gefallen.

Der Mensch indes, insbesondere in seiner badenden Form, sei von der aktuellen Situation nicht betroffen, meint Gewässergüte-Referent Weigel. Bei der Überprüfung von Badegewässern zählten nämlich ganz andere Richtlinien als bei der Gewässergüte-Bestimmung – etwa in Sachen Bakterienbelastung. Und da entspricht der Werdersee laut Umweltsenator durchaus den EU-Anforderungen. (Aktuelle Daten: www.umwelt.bremen.de)

Außerdem: Industriehafen und Werdersee seien nicht ohne weiteres zu vergleichen, da die Häfen ein Grenzfall zum Fließgewässer darstellen würden – und die werden nach einem anderen System klassifiziert. Und: Die Häfen seien „gelb“, weil man die Schwermetallbelastung in die Bewertung einbezogen habe. Sie mit dem Werdersee in einen Topf zu werfen, hieße Äpfel mit Birnen zu verwechseln..Schade. hase