Eltern gegen „Kernzeit plus“-Modell

■ Kitas ermitteln selbst den Elternwillen zur Reform/ Demnach wollen die Eltern nicht die teuren Zusatzangebote der Behörde

Acht Millionen Mark soll und will das Bremer Sozialressort in den kommenden Jahren bei dem jährlichen Etat für die Kindergarten-Betreuung einsparen und mit diesem Vorhaben macht es sich naturgemäß nicht nur Freunde. Nach der Sommerpause sollen Vorschläge zur Erhöhung der Elternbeiträge vorgelegt werden. Unter anderem, so die Empfehlung der Gutachter von „Wibera“ und später „Roland-Berger“, soll der Rechtsanspruch auf einen bezahlbaren Kita-Platz ab 2003 nur noch auf vier oder fünf Stunden bezogen werden, die sogenannte „Kernzeit“. Danach sollen die Eltern pro Stunde und Tag 5,50 Mark bezahlen. Die sogenannte „Kernzeit Plus“.

Das ist unsozial, findet Elternvertreter Alexander Quante von der Kita „Auf der Howisch“. Denn „hier sollen durch die Hintertür Eltern abgeschreckt werden. Die sozial gestaffelten Beiträge werden schleichend abgeschafft, Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose werden hinausgedrängt.“

Bei der Klientel gerade der staatlichen Kitas – 37 Prozent der Eltern, die dort ihre Kinder hinbringen sind auf staatliche Sozialleis-tungen angewiesen – sei es oft auch aus pädagogischen Gründen nicht verkehrt, wenn die Kinder in einer Kita betreut werden. Das Argument, bei Arbeitslosen sei ja ohnehin „jemand zuhause“ ziehe nicht, erklärte eine Kita-Mutter: Das Arbeitsamt zahlt zum Beispiel nur Arbeitslosengeld, wenn alleinerziehende nachweisen, dass sie „dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen“ – diesen Nachweis führen sie unter anderem mit einem Ganztags-Platz für ihre Kinder.

Die Kita-Eltern im Bremer Osten lassen sich auch nicht mit der Versicherung der Sozialbehörde beruhigen, die Preisgestaltung im Detail sei noch längst nicht entschieden. Mit einer breit angelegten Befragung versuchen die Elternvertreter im Bremer Osten nachzuweisen, dass die Eltern mit dem derzeitigen Kita-Angebot von Teilzeit und Ganztagsgruppen nicht so unzufrieden sind, wie die Sozialbehörde behauptet.

Die Freiheit, montags für 5,50 Mark eine Stunde mehr „Betreuung“ einzukaufen, dienstags für 11 Mark zwei Stunden und mittwochs lieber nicht, die wollten die Eltern so gar nicht, sagen die Elternvertreter. Jedenfalls nicht, wenn die Freiheit der „plus“-Stunden so teuer ist.

K.W.