Kein neuer Einsatz für T-34-Panzer

Nach massiven Protesten wird es in Jüterbog südlich von Berlin keine Manövershows geben, bei denen sowjetische Panzer durch die Heidelandschaft brausen. Gegner befürchteten, das werde Waffennarren und Neonazis anziehen

Aus dem netten Städtchen Jüterbog, südlich von Berlin gelegen, ist dann doch kein „zweiter Obersalzberg“ geworden! Von Matthias Fichtmüller stammt der Vergleich; und die Erleichterung, dass im Fläming nun wohl kein Pilgerort für alte Kameraden und neue Nazis wird, ist dem Superintendenten aus jedem Satz zu entnehmen: „Ich freue mich“, sagt der evangelische Geistliche mit Euphorie in der Stimme – ein Konflikt ist beigelegt, der die Bürgerschaft Jüterbogs über Monate gespalten hatte.

Es ging um die Idee des dortigen „Garnisonsgeschichtsvereins St. Barbara“, auf einem nahe gelegenen Truppenübungsplatz Panzer vom sowjetischen Typ T 34 nicht nur auszustellen: Bei regelmäßigen Manövershows sollten Touristen mit den Tanks durch die Heidelandschaft brausen dürfen (die taz berichtete). Ein „dynamisches Museum“ sollte dies werden, wie der Chef von „St. Barbara“, Henrik Schulze, es nennt. Gegen diesen Plan aber formierte sich, angeregt vor allem von Superintendent Fichtmüller, Widerstand in Jüterbog. Eine Bürgerinitiative machte Front gegen die Initiative der Militariafans im Ort, der jahrzehntelang vom Militär gelebt, aber auch unter ihm gelitten hat. Die Panzergegner befürchteten, dass Waffennarren oder Neonazis von diesem Spektakel angezogen werden könnten.

Diese Angst war nicht ganz unberechtigt: Im Mitteilungsblättchen von „St. Barbara“ wurde ein Angehöriger der Legion Condor als „Ehrenlegionär“ des Vereins gefeiert – die Legion Condor war jene Luftwaffeneinheit, die noch vor dem Zweiten Weltkrieg im spanischen Bürgerkrieg als Unterstützung der faschistischen Truppen Francos die Stadt Guernica bombardierte. Auch ein Ausbilder der „SS-Stabswache Berlin“, der späteren „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“, wurde als Ehrenlegionär porträtiert. Als dann auch noch herauskam, dass ihr Kamerad Jörn Bindig, von dem drei der fünf Panzer des Vereins stammen, bereits wegen des Verwendens von NS-Symbolen vor Gericht stand, reichte es selbst einigen Vereinsmitgliedern: Man nahm Abstand von der Panzer-Fahr-Idee.

Nun soll wieder Frieden einziehen in die Stadt – Superintendent Fichtmüller will da voranmarschieren. Eine der ersten Adressaten für eine Aussöhnung soll sein Kollege Jürgen Wiechert sein, der „St. Barbara“ angehört. Der katholische Geistliche hatte, empört über Fichtmüllers Position, gedroht: „Ich lege die Ökumene auf Eis.“ Das ist jedoch, so hofft Fichtmüller, „nicht das letzte Wort.“ PHILIPP GESSLER