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: taz-Serie über unser neues Geld. 7. Teil

Kleine Geschichte des Geldes

„100 weiße Kamele“, rufen marokkanische Händler Touristenpärchen gerne nach. Und wenn die Frau blond ist, gibt es gleich mal das Doppelte. Die Art von Anmache ist Geschmackssache, aber sie kommt nicht von ungefähr: Bevor es Münzen gab, wurde mit den verschiedensten Währungen bezahlt: mit Viehgeld, Getreide, Kakaobohnen oder gepresstem Tee.

Die ersten Münzen mit festem Wert stammten von Griechenlands berühmtem König Krösus: Gut 500 Jahre vor Christus legte er fest, in welchem Verhältnis Gold- gegen Silberstücke getauscht werden durften. Die Griechen waren auch die Ersten, die in großem Stil Münzen prägten, meist aus Silber, selten aus Gold. Die alten Römer dagegen nutzten Kupfer und Bronze. Die erste Geldflut löste Feldherr Gaius Julius Caesar aus. Er ließ den „Aureus“ im großen Stil herstellen, weil er die Gehälter seiner Legionäre im Gallien-Krieg irgendwie aufbringen musste. Ein simpler Trick, der seitdem oft kopiert wurde.

Mit dem Verfall des Römischen Reiches ging es auch mit dem Geld bergab. Um 800 nach Christus hatte Karl der Große noch einmal Erfolg mit seinem „Silberpfennig“. Dann geriet das hoheitliche Recht, Münzen zu prägen, in die Hände Dritter. Bald wurde es verliehen und verpachtet wie andere Einkommensquellen. In Deutschland wurden Fürsten, Bischöfe und Äbte zu Münzherren. Wie Religion und Herrschaft wechselten die Münzen von Dorf zu Dorf. Das ging bis 1873, als Kaiser Wilhelm I. im neuen Deutschen Reich die Goldmark einführte. Noch zwei Jahre zuvor gab es im Reichsgebiet sieben Münzsysteme.

Auch existierten damals 150 Sorten Papiergeld nebeneinander. Geldscheine galten im 18. Jahrhundert noch als wenig vertrauenswürdig. 1789 hatte etwa die revolutionäre französische Nationalversammlung eine Art Aktien auf den erwarteten Erlös aus den beschlagnahmten Kirchengütern ausgegeben. Nur acht Jahre später hatten diese Papiere nur noch ein Tausendstel ihres ursprünglichen Werts. Ein Lexikon von 1820 schreibt zum Stichwort Papiergeld: „Es ist in vielen Ohren ein so furchtbarer Ton, dass sie schon beim bloßen Namen desselben erschrecken.“ KATHARINA KOUFEN

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