Marsmission in den Sternen

Regierung stellt erstmals seit 20 Jahren ein Raumfahrtprogramm vor: Bis 2005 sollen acht Milliarden Mark fließen. Projekte sollen am wirtschaftlichen Nutzen orientiert sein

BERLIN taz ■ „Ich werde ihnen nicht sagen, wann der erste Mensch zum Mars fliegt.“ Mit diesen Worten leitete Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn gestern die Vorstellung des Deutschen Raumfahrtprogramms ein. Solche Prognosen wären der Ministerin erstens viel zu wolkig. Vielleicht zeigte sie damit aber auch Zweifel am Sinn einer Marsmission. Schließlich soll sich die Raumfahrt künftig vor allem am wirtschaftlichen Nutzen orientieren.

Das Programm, das im Kabinett gestern beschlossen wurde, ist das erste deutsche Raumfahrtprogramm seit fast zwanzig Jahren. Es soll die Ziele und die Finanzierung der Raumfahrt festschreiben und einen „langfristigen Rahmen“ für die mehr als 6.000 Beschäftigten in der Raumfahrt setzen. Die Bundesregierung verpflichtet sich, in den kommenden vier Jahren rund acht Milliarden Mark auszugeben. Den Löwenanteil von sieben Milliarden Mark bezahlt das Forschungsministerium.

Auf der Pressekonferenz trat Bulmahn Medienberichten entgegen, dass sich die Bundesregierung aus der Finanzierung der Internationalen Raumstation (ISS) zurückziehen wolle, an der die EU, Japan, die USA und Russland beteiligt sind. Sie bekräftigte, dass alle Verträge eingehalten werden, obwohl sie über den hohen Anteil der deutschen Finanzierung von 41 Prozent nicht glücklich sei. Inwieweit der deutsche Anteil an der ISS von etwa 500 Millionen Mark jährlich bei den Neuverhandlungen zur ISS im November gesenkt werden kann, ließ Bulmahn offen. Die Regierung werde aber versuchen, nicht nur Geld zu überweisen, sondern Dienstleistungen anzubieten. Dies wäre ein Beitrag für die deutsche Industrie.

Das neue Programm gibt eine klare Richtung vor: „Künftig werden Vorhaben Priorität erhalten, die der Lösung konkreter Probleme dienen.“ Diese sollen in eine „definierte Wertschöpfungskette“ eingebettet seien. Vor allem sollen Projekte in der Meteorologie, Umweltüberwachung, Friedenssicherung und Katastrophenvorsorge gefördert werden.

Die Ministerin rief die Industrie zu mehr finanziellem Engagement auf. „Wir sind in hohem Maße auf Navigationstechnik angewiesen, wenn zum Beispiel der Güter- und Flugverkehr bewältigt werden soll“, sagte Bulmahn. Als Beispiel nannte sie den Plan, das Satelliten-Navigationssystem Galileo zu bauen, dessen Finanzierung in den Sternen steht. „Die Industrie soll das System nicht nur nutzen, sondern muss sich auch an der Entwicklung von Galileo beteiligen.“

Als weiteren Schwerpunkt des Programms nannte die Ministerin die Weiterentwicklung der Infrastruktur für die Raumfahrt. Es müsse gelingen, die Raumfahrtstation ISS zu einem Ort „exzellenter Forschung“ zu machen. Davon verspreche man sich zusätzliche Einnahmen privater Investoren. Auch die Trägerrakete Ariane müsse weiterentwickelt werden, um der starken amerikanischen Konkurrenz zu widerstehen. MARIUS ZIPPE