Gerhard? Fritz? Kurt? Schröder?

Warum es diese Kanzler-Kolumne gibt: Weil Sie, liebe Leser, so gut wie nichts über Gerhard Schröder wissen

So, liebe taz-Kolumnenleser, heute geht’s an dieser Stelle nicht um Sex, Gerüchte oder Beziehungskram. Es geht um alles. Es geht um Schröder.

Gerhard Schröder.

Von Freunden auch Gerd genannt.

Da sich hier jetzt öfter alles um ihn drehen wird, wollte ich Ihnen den Kanzler zunächst einmal vorstellen.

Okay, okay, das war ein Fehler. Sie kennen Schröder. In- und auswendig. Aus dem Fernsehen. Sie wissen alles über ihn. Sie wollen nichts mehr hören. Sie haben die Nase voll. Sie sind keine SPD-Wähler. Sie kommen nicht aus Niedersachsen. Sie mögen keine Frauen, die Doris heißen. Außerdem hassen Sie Personenkult. Akzeptiert.

Aber ich bin sicher, dass Ihr Schröder-Wissen für nicht mehr als gerade mal fünfzehn Zeilen reicht. Wie, Sie sind beleidigt?

Gut, wir machen einen Test. Ich schenke Ihnen jetzt fünfzehn Zeilen meiner wertvollen Kolumne. Sie schreiben alles auf, was Sie über Schröder wissen. Und los.

Wenn Sie an dieser Stelle gern weiterschreiben würden, weil Sie noch mehr wissen, aber nicht mehr weiterschreiben können, weil ich jetzt wieder dran bin, dann dürfen Sie ab heute jede Nacht vorm Einschlafen das Wort „Muskatnuss“ vor sich hin flüstern. Das weist Sie als einen von nur zehn Schröder-Kennern im Umfeld der taz aus. Sie sind damit automatisch für das nun folgende Quiz qualifiziert. Alle anderen Leser müssen sich an dieser Stelle leider verabschieden. Sie haben toll mitgespielt, aber für Sie steht die taz zur weiteren Lektüre erst wieder ab Seite 13 zur Verfügung.

So, nun zum Quiz. Sie, liebe Auserwählte, können sich mit der richtigen Beantwortung der folgenden drei Fragen vom Schröder-Kenner zum Schröder-Experten hochraten. Sie sind dann zum freien Eintritt ins Kanzleramt und zum Schreiben einer Schröder-Biografie im Rowohlt-Verlag berechtigt. (Bitte nicht gleich einen Vertrag mit einem renommierten Literaturagenten abschließen, es lohnt nicht. Das Buch wird wahrscheinlich nur mit 106 Seiten als Paperback erscheinen.)

Hier die Fragen:

1. Wie heißt Schröder mit vollem Namen? a) Gerhard Fritz Kurt Schröder; b) Kurt Fritz Gerhard Schröder; c) Gerhard Kurt Schröder; d) Hilu

2. Wo genau in dem kleinen Dorf Mossenberg im westfälischen Lipperland hat Schröder das Licht der Welt erblickt? a) in einer Garage; b) auf dem Dachboden eines Bauernhauses; c) im Erich-Ollenhauer-Haus; d) im Krankenhaus

3. Wer hat Schröder in die Welt gesetzt? a) seine Mutter; b) Erika Vosseler; c) Heidelinde Munkewitz; d) Oskar Lafontaine

So, jetzt werden Sie hoffentlich verstehen, warum ich Ihnen Gerhard Schröder vorstellen wollte. Sie wissen nur wenig über ihn. Genau genommen sind Ihre Kenntnisse lausig. Wie viele Geschwister hat Schröder? Drei oder vier? Wie heißen Sie? Lothar? Heiderose? Ilse? Wo war seine Schwester Au-pair-Mädchen? In der Schweiz oder in Frankreich? Wo spielte Schröder in seiner Jugend Fußball? Bei Hannover 96 oder im Christlichen Verein Junger Männer in Talle? Wo fand Schröder nach der Lehre seine erste Anstellung? Im Eisenwarenhandel oder auf dem Bau? Wann trat er in die SPD ein? 1963 oder nach dem Rücktritt von Lafontaine? Welcher Serienheld im Fernsehen hat Schröder so sehr beeindruckt, dass er sich entschloss, Jura zu studieren? Perry Mason oder Petrocelli?

Sehen Sie, Sie wissen nichts. Und Sie gehören schon zu den Auserwählten. Dazu kommt, dass Schröder sich ständig neu erfindet. Sie müssen auf dem Laufenden bleiben. Gerade erst hat der Kanzler im Osten drei neue Cousinen gefunden. (Wo wohnen sie? Eisenach? Gera? Lauchröden?) Und fünf neue Statussymbole hat er sich zugelegt: ein neues Kanzleramt, einen neuen Kanzler-Schreibtisch, einen neuen Kanzler-Stuhl, eine neue Kanzler-Bibliothek, eine neue Kanzler-Kantine. Wussten Sie, dass sein neuer Schreibtisch aus Flugzeugsperrhölzern gefertigt ist? Dass Schröder der erste Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik ist, dessen Stuhllehne am Kabinettstisch nicht höher ist als die seiner Minister? Dass seine neue Bibliothek 908 Bücher umfasst und er sich einige davon schon in seine neue Wohnung gestellt hat? Dass in der Kantine im Kanzleramt ein Mineralwasser 90 Pfennig und ein Szegediner Gulasch nur 4,30 Mark kostet?

Weil Sie all das nicht wissen, gibt es diese Kolumne. Eine Chefsache der taz sozusagen.

P.S. Und weil Sie bis hierhin tapfer durchgehalten haben – die Auflösung der drei Quizfragen: 1a, 2b. 3a und 3b sind identisch.

Fragen zu Schröder?kolumne@taz.de