Ganoven ohne Grenzen

Organisierte Kriminalität hat sich in Berlin im Vergleich zu den Vorjahren um 50 Prozent erhöht. Diepgen und Werthebach sehen „zunehmende Internationalisierung“ bei Tätern, die vermehrt aus Osteuropa kommen. Polizeiarbeit wird intensiviert

von KATJA BIGALKE

Die organisierte Kriminalität (OK) hat in Berlin dramatisch zugenommen. Dies geht aus der neuesten Statistik hervor, die Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen und Innensenator Eckart Werthebach (beide CDU) am Mittwoch vorlegten. Mit 124 Sammelverfahren im Jahr 2000 hat sich der Bereich der organisierten Kriminalität im Verhältnis zu den Vorjahren um rund 50 Prozent erhöht, insbesondere wegen der Nähe Berlins zu Osteuropa, sagte Diepgen. Neben den absoluten Zahlen stieg der Berliner Anteil an OK-Ermittlungskomplexen auf Bundesebene von 10 auf 15,6 Prozent. 1998 zählte die Statistik 1.097, im Jahr 2000 jedoch 1.498 Tatverdächtige.

Bei den Tätern stellte Werthebach eine „zunehmende Internationalisierung“ fest. Von den im vergangenen Jahr neu erfassten Tätern seien mehr als die Hälfte Nichtdeutsche, hauptsächlich aus der Türkei, Polen und Jugoslawien. Bis auf die „Nachtleben-Kriminalität“ sowie die vietnamesisch dominierte Gewaltkriminalität befänden sich aber bei allen anderen Deliktformen deutsche Kriminelle an der Spitze: so auch bei Delikten wie etwa der Wirtschaftskriminalität, die 22 Prozent des gesamten Komplexes der organisierten Kriminalität ausmacht, der Eigentumskriminalität oder dem Rauschgifthandel.

Kriminalität werde trotzdem ethnisch unterteilt. So gibt es für die „OK durch vietnamesische Staatsangehörige“ und die „OK durch Russen“ eigene Kategorien, sagte Werthebach.

Organisierte Kriminalität, so der Innensenator, bedeute „von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte, planmäßige Begehung von Straftaten“. Sie ist arbeitsteilig mit geschäftsähnlichen Strukturen. Die Anwendung von Gewalt ist Standard, und sie nimmt Einfluss auf Politik, Medien und öffentliche Verwaltung.

Damit sich diese Form der Kriminalität nicht noch weiter ausbreitet, möchte Diepgen die Möglichkeiten zur Einziehung illegalen Vermögens im Bereich der OK erleichtern. Werthebach hingegen setzt auf die Polizei. „Die wird im Bereich der organisierten Kriminalität die Kontrolldichte und den Verfolgungsdruck in Zukunft noch erhöhen.“

Außerdem strebt er eine Intensivierung und Erweiterung von Überwachunsmaßnahmen im Bereich der Telefonüberwachung an. Der Weg mit gemeinsamen Ermittlungsgruppen und Fachinspektionen soll konsequent weitergeführt werden, so der Innensenator.