Ruhe bewahren

Der FFC Flaesheim-Hillen ist Außenseiter im Pokalfinale der Frauen, weiß dafür aber das Publikum hinter sich

BERLIN taz ■ Monika Staab hat kürzlich einen bemerkenswerten Satz von sich gegeben: „Eigentlich sind wir unschlagbar“, hat die Trainerin des 1. FFC Frankfurt gesagt, was angesichts der Überlegenheit, mit der die Fußballerinnen aus dem Hessenland die deutsche Meisterschaft für sich entschieden, gar nicht so sehr übertrieben scheint. Nun soll heute auch noch der DFB-Pokal hinzugefügt werden, der dritte Sieg in Folge wäre das – und das zweite Double aus Meisterschaft und Pokal nach 1999.

Man muss den FFC Flaesheim-Hillen, ab 16 Uhr Finalgegner im Berliner Olympiastadion, also nicht eben beneiden um seine Aufgabe gegen die Unschlagbaren. Oder vielleicht doch? Schließlich sind die Fußballerinnen von der Haardenkampfbahn zu Haltern, wo der FFC Flaesheim-Hillen zu Hause ist, weiter gekommen, als sie je zu träumen gewagt hätten. Mehr noch: Das Erreichen des Pokalfinales bedeutet den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Der 1999 aus der SG Hillen und Concordia Flaesheim hervorgegangene FFC ist zuvor nie weiter gekommen als ins Achtelfinale.

Der Weg ins Endspiel ist einigermaßen kurios: Nach dem souveränen 6:1 über Fortuna Magdeburg in der ersten Runde mussten die weiteren Hürden allesamt im Elfmeterschießen überwunden werden, in der regulären Spielzeit hatte der FFC lediglich gegen den Hamburger SV ein Tor erzielt. Da ist es bestimmt nicht ganz falsch, wenn man den Damen eine gewisse Sturmschwäche zuschreibt. Und genau an der hat Trainer Hermann Erlhoff zuletzt gearbeitet – mit Erfolg: Neulich konnten seine Schützlinge in der Bundesliga ausgerechnet den Frankfurterinnen ein 3:3 abtrotzen. Das macht Mut für heute.

„Wir müssen die Ruhe bewahren und dürfen uns nicht von der Hektik um das Spiel anstecken lassen“, sagt Erlhoff. Auch für den 56-jährigen Trainer, der als Profi für Schalke und bei Rot-Weiß Essen wirkte, ist das Spiel etwas Besonderes: 1969 stand er mit Schalke in Frankfurt im Pokalfinale und verlor dort mit 1:2 gegen Bayern München. Nun erlebt Erlhoff sein zweites Endspiel – und feiert zugleich sein 25. Jahr als Trainer. Erlhoff hat bei den Hillener Frauen ein Stück Professionalität eingeführt. „Man muss geduldig sein“, lautet sein Arbeits-Credo, Kerstin Stegemann und Jeanette Götte, den Nationalspielerinnen im Team, hat diese Geduld letzten Spätsommer immerhin Bronze in Sydney eingebracht.

Dass ausgerechnet in diesem Jahr auch die Schalker Männer das Finale erreicht haben, ist für Erlhoff ein glücklicher Zufall. Weil er selbst noch in der Schalker Traditionsmannschaft kickt, hat er seine Verbindungen zu Rudi Assauer spielen lassen. Herausgekommen ist ein interessanter Deal: Hillen streicht nicht nur die etwa 100.000 Mark Fernsehgeld ein, sondern trägt für unbestätigte 50.000 Mark auch das Logo „Arena auf Schalke“ auf der Brust. „Wir erhoffen uns dadurch eine starke Identifikation bei den Fans und wünschen uns, dass sie früh ins Stadion kommen, um uns lautstark zu unterstützen“, sagt Erlhoff.

Ein Schachzug, der sogar dem Gegner Respekt abnötigt. „In diesem Jahr werden wir wahrscheinlich das erste Mal den Großteil des Publikums gegen uns haben. Denn die Schalker Fans werden dem kleinen Nachbarn die Daumen drücken“, sagt Monika Staab, Frankfurts Trainerin. An der Unschlagbarkeit der eigenen Elf soll dies freilich nichts ändern. RAINER HENNIES