Big Deal in der Papierbranche

Konzentration schreitet voran: Deutschlands größter Hersteller, die Augsburger Haindl-Group, geht für über 7 Milliarden Mark an einen finnischen Papierkonzern

AUGSBURG taz ■ Die Gesellschafter von Deutschlands größtem Papierkonzern, der Haindl-Group Augsburg, wollen das Unternehmen zu hundert Prozent an den finnischen Papierhersteller UPM-Kymmene verkaufen. Als Kaufpreis wurden 7,12 Milliarden Mark (3,64 Milliarden Euro) vereinbart. Der Jahresumsatz des Haindl-Konzerns belief sich zuletzt auf 3,2 Milliarden Mark, der des finnischen Käufers auf 18,6 Milliarden Mark.

Noch vor einem dreiviertel Jahr, als erste Gerüchte über einen Verkauf die Runde machten, hatte Firmenchef Clemens Haindl dementiert, das sei „absoluter Quatsch“. Dabei war klar, dass dem nicht börsennotierten Familienunternehmen die Finanzierung in Zukunft schwerer fallen würde.

Der nun doch besiegelte Verkauf umfasst die deutschen Haindl-Werke Augsburg, Schongau, Duisburg-Walsum, Schwedt sowie die Tochtergesellschaften in Österreich und den Niederlanden. Außerdem wird die Interot Speditions-GmbH veräußert, nicht jedoch die Regionalfluglinie Augsburg Airways. Nach Angaben von Haindl-Firmensprecher Wolfgang Oberressl will UPM-Kymmene zwei Werke, Duisburg und das holländische Parenco, an den norwegischen Hersteller Norske Skog AS weiterreichen, „um kartellrechtlichen Bedenken vorzubeugen“.

Der Deal wird zu einem weiteren Konzentrationsprozess in der Papierindustrie führen. Haindl gehört zu den sieben größten Papierherstellern der Welt und ist in Deutschland die Nummer 1. Die Gruppe beschäftigt insgesamt 4.300 Mitarbeiter. Jobs sind angeblich nicht gefährdet. „Sie können davon ausgehen, dass im Papiergeschäft keine Arbeitsplätze verloren gehen“, so der Firmensprecher. „Die Finnen haben hier eine Perle der europäischen Papierindustrie gekauft.“

In der Spedition zumindest geht trotzdem die Angst um. In Augsburg, wo Haindl der größte Gewerbesteuerzahler ist, wird der Verkauf ebenfalls skeptisch gesehen. Der Papierkonzern war immer auch ein bedeutender Mäzen in der Stadt.

Juha Niemelä, der Präsident von UPM-Kymmene, hat die Einschätzung, dass sich die beiden Unternehmen sowohl vom Produktsortiment als auch in der industriellen Logistik hervorragend ergänzen. Haindl hat erst vor einem Jahr eine 800 Millionen Mark teure Papiermaschine in Betrieb genommen, die als weltweites Vorzeigeprojekt gepriesen wurde. Clemens Haindl erklärte nach der Vertragsunterzeichnung: „Durch die künftige Einbindung in weltweit agierende Papierkonzerne haben wir die Arbeitsplätze dauerhaft gesichert.“ KLAUS WITTMANN