Vieles besser, wenig anders machen

■ Zu neuem Termin und mit Hilfe des Schleswig-Holstein Musik Festivals: Das Festival JazzBaltica bleibt

Die Jazzfreunde im Norden müssen sich noch gedulden: Der traditionelle Termin des Festivals JazzBaltica in Salzau bei Kiel ist auf Ende Juni verschoben worden. Das ist auch schon das sichtbarste Zeichen für die Neustrukturierung des Festivals. Dabei sah es ausgerechnet zum 10. Jubiläum im vergangenen Jahr gar nicht gut aus. Pläne der Landesregierung wurden bekannt, das ehemalige Herrenhaus in Salzau zu verkaufen, um im Kultur-Etat zu sparen. Das hätte vermutlich das Ende für das „Kleinod unter den Jazzfestivals“ (Fachmagazin JazzThing) bedeutet. Denn der familiäre Charakter eines Sommerfestes mit nächtelangen Sessions, Musikern, die nicht sofort wieder abreisen und auf dem Campingplatz urlaubendem Publikum wäre nicht ins kleinere Plöner Schloss zu exportieren gewesen.

Im Mai kam mit den Ankündigungen des Festivals die Entwarnung: Der Standort Salzau als Landeskulturzentrum ist gerettet. Um dennoch Kosten zu sparen, findet JazzBaltica in Zukunft unter dem organisatorischen Dach des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) statt. Als Begegnungsstätte für Musiker und Publikum aus dem Ostseeraum war JazzBaltica 1991 gegründet worden. So bringt das diesjährige Programm beispielsweise das Kimmo Pohjonen Project aus Finnland, den Klavier-Klassiker Ahmad Jamal und den Ex-Flensburger Martin Wind auf dieselbe Bühne. Wir sprachen mit dem künstlerischen Leiter der JazzBaltica, Rainer Haarmann.

taz hamburg: Wird mit der Fusion der Jazz zu einem Stiefkind des klassischen Festivals?

Rainer Haarmann: Ganz und gar nicht. Das SHMF, vor allem Direktor Rolf Beck, haben klargemacht, dass es ihnen nicht darum ginge, ein Festival zu schlucken, sondern vielmehr einen Beitrag zu leisten, JazzBaltica zu erhalten und dauerhaft zu sichern.

SHMF und JazzBaltica haben 2001 den gemeinsamen Schwerpunkt Finnland. Werden künftig die Programme gemeinsam geplant?

Wenn es solche Berührungen gibt, die fast auf der Hand liegen und auch eine Herausforderung inhaltlicher Art sind, dann finde ich das eine wunderschöne Idee. Aber es gibt keine Verpflichtung. Mit dem SHMF haben wir einen Partner, der in der Musik zu Hause ist, man kann sich gegenseitig ergänzen.

War die Terminverschiebung eine Bedingung des SHMF?

Nein, es war ein Wunsch von mir. Das Festival Mitte Juni zu veranstalten, war bei aller Qualität, die uns immer wieder gelungen ist, auch ein schwieriges Unterfangen. Wir mussten regelmäßig Überzeugungsarbeit leisten, dass die Musiker extra anreisen. Das hat auch Geld gekostet. Jetzt rutschen wir näher an die beginnenden Sommertourneen heran.

Bleibt es bei 4 Tagen Festival?

JazzBaltica wird um Gottes Willen nichts anderes werden – man kann sich kleine Veränderungen vorstellen, improvisieren, mal wieder was Neues ausprobieren – aber JazzBaltica bleibt ein Festival, das von Nähe zur Musik geprägt ist und mit Spaß für alle Beteiligten.

Interview: Tobias Richtsteig

JazzBaltica Salzau, 29. Juni–1. Juli 2001; weitere Informationen unter www.jazzbaltica.de