Haus für die Erneuerbaren

So umweltfreundlich kann ein Bürogebäude sein: Richtfest für das Zentrum Zukunftsenergien

Hoher Besuch am Ostbahnhof: Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Die Grünen) gehörten am 17. Mai zu den Gästen beim Richtfest für das Zentrum Zukunftsenergien. Die Spitzenpolitiker unterstrichen damit, was Walter Rasch, Geschäftsführer der Hanseatica HPE Property GmbH, über das Projekt sagt: „Es handelt sich hier nicht um eine Allerwelts-Immobilie.“

Auf dem rund 7.000 Quadratmeter großen Grundstück wurde 1847 das erste Berliner Gaswerk errichtet. Die denkmalgeschützten Mauern bieten nach ihrer Sanierung zusammen mit dem noch zu errichtenden Neubau-Teil als „Kompetenzzentrum für Zukunftsenergien“ auf 18.500 Quadratmeter Büro- und Ausstellungsfläche Platz für Unternehmen, Dienstleister und andere Mieter aus dem Bereich nachhaltige Energiewirtschaft.

Ingenieurbüros werden hier ebenso Platz finden wie die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft oder die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie – beide sind bereits „committed“, sagt Projektmanagerin Sylvia Schultz, rund zehn Prozent des Zentrums haben schon vor der Fertigstellung einen Mieter gefunden.

Ein „Energieforum“ als zentraler Bestandteil des Zentrums wird dem Meinungs- und Informationsaustausch unter Experten, aber auch Angeboten für die breite Öffentlichkeit Raum geben. So kann man sich hier künftig zum Beispiel über Förderprogramme informieren, Messen, Ausstellungen und andere Veranstaltungen besuchen.

Der Begriff Energieforum könnte sich nach Einschätzung von Projektmanagerin Schultz auch künftig als Name für das Projekt durchsetzen. Bekannt wurde das Vorhaben Anfang der 90er-Jahre als „International SolarCenter“. Nach jahrelangem Hin und Her sowie wegen der Schwierigkeiten zur Finanzierung war es aber schon fast in Vergessenheit geraten, und niemand mochte mehr recht daran glauben. Inzwischen aber ist die Realisierung gesichert, und das architektonische Konzept blieb in seinen Grundzügen erhalten. Am Ostbahnhof wird über nachhaltige Energiewirtschaft nicht nur informiert, beraten und geforscht, sie wird auch praktisch demonstriert.

Die Planungsbüros Bothe/ Richter/Teherani für den Neubau sowie Jentsch für den Altbau entwarfen ein Gebäude, das nur rund 20 Prozent des Energiebedarfs vergleichbarer Immobilien aufweist. Es ruht auf knapp 200 „Energiepfählen“, die mit Wasser gefüllt werden und über Wärmepumpen für Heizung und Kühlung sorgen. Zur Stromversorgung tragen nicht nur großflächige Photovoltaikanlagen bei, fünf Prozent des Bedarfs deckt eine kleine Brennstoffzelle. Michael Geißler, Geschäftsführer der Berliner Energieagentur, die nicht nur das „Facility Management“ des Zentrums übernehmen soll, sondern schon in der Bauphase mit Planungs- und Koordinierungsaufgaben betraut ist, schätzt die Einsparung auf etwa 30.000 Kilowattstunden pro Jahr. Damit ist nicht nur der Umwelt gedient, sondern auch dem Geldbeutel der Mieter.

Rund 60 Millionen der insgesamt gut 100 Millionen Mark Baukosten trägt die R+V Versicherung, etwa 40 Millionen legen der Bund und das Land Berlin im Rahmen der „Gemeinschaftsaufgaben zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA) dazu. Diese Investition ist wohl überlegt. Der Standort hat nach Einschätzung von Experten eine große Zukunft vor sich, neben der R+V beteiligen sich zahlreiche weitere potente Anleger an seiner Entwicklung. Unter dem Begriff „Media Spree“ sind auf rund 120 Hektar Fläche Investitionen von insgesamt etwa fünf Milliarden Mark angekündigt.

Die HPE legt bei der Realisierung des Energieforums ein erstaunliches Tempo vor. Baustart war im Februar, Grundsteinlegung im Juni letzten Jahres. Noch in diesem Jahr sollen im Altbau-Teil die ersten Mieter einziehen, die Fertigstellung ist für den Sommer nächsten Jahres angekündigt. Zu den ersten Mietern gehören auch das Forum für Zukunftsenergien und die Arbeitsgemeinschaft für Umweltfragen, die beide ihren Sitz von Bonn nach Berlin verlegen. Die SolarCenter GmbH – einst unter dem Vorsitz des SPD-Europaparlamentariers Jo Leinen als Träger für das Bauvorhaben gegründet – ist ebenfalls mit von der Partie, und auch die Berliner Energieagentur wird sich an der Spree einmieten. JOCHEN SIEMER