Das Warten auf die neue Generation

Sudetendeutsche feiern Stoibers starke Sprüche. Junge Mitglieder, die den Dialog üben, bleiben Randfiguren

AUGSBURG taz ■ Neue Töne gab es nur am Rande. Beim 52. Pfingsttreffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Augsburg diskutierten junge Sudetendeutsche in einem offenen Forum mit jungen Tschechen. Dabei wurde deutlich, wie gut die Vertreter der neuen Generation kooperieren und wie sie die Positionen ihrer Eltern kritisch hinterfragen. Doch in der Führung der Sudetendeutschen vollzieht sich der Wandel nur sehr langsam.

So hat der junge CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, der im letzten Jahr zum Sprecher der Sudetendeutschen gewählt wurde, in Prag schon Partner gefunden. Posselt ahnt und sagt, dass die Probleme lösbar sind. Nur darf er vorläufig noch keine programmatische Rede halten. In Augsburg war er dazu da, einer Anna Zirbel zum Geburtstag zu gratulieren. Dann musste auch er stundenlang Edmund Stoiber zuhören, dem wichtigsten Ehrengast und „bayerischen Außenpolitiker“ (Posselt).

Die politische Ausrichtung des diesjährigen Treffens unter der Losung „Menschenrechte wahren – Brücke sein“ kopierte, wie schon seit Jahren, die politische Marschroute der CSU. Die von der Bundesregierung erstmals entsandte Innenstaatssekretärin Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) bekam Pfiffe zu hören.

Der schlimmste Bösewicht aus Sicht der Sudetendeutschen ist aber nach wie vor Edvard Beneš, der frühere Präsident der Tschechoslowakei, der bereits im Londoner Exil die Vertreibung plante und als Präsident über 100 Dekrete erließ. Einige dieser Dokumente enthalten Sätze, die „Verräter, Kollaborateure, Deutsche und Ungarn“ in einem Atemzug nennen und ihnen als „Fremdlingen“ das Eigentum entziehen. Die Landsmannschaft verlangt die Aufhebung der Beneš-Dekrete – eine „immaterielle Wiedergutmachung“, die auch Stoiber vehement forderte.

Auf der Suche nach weiteren Verbündeten hat die Landsmannschaft in diesem Jahr ihren traditionellen Karlspreis dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zuerkannt, der sich für die Aufhebung der Dekrete vor dem Beitritt der Tschechischen Republik in die EU einsetzt. Gerade die Ablehnung dieses Junktims durch die deutsche Regierung erzeugte bei Sonntag-Wolgasts Rede die stärksten Proteste der Versammlung. JAROSLAV ŠONKA