Neue Kämpfe erschüttern Makedonien

Die humanitäre Lage in den umkämpften Gebieten spitzt sich zu. Makedonische Streitkräfte werden aufgerüstet

SPLIT taz ■ Die Hoffnung auf Friede in Makedonien ist trügerisch. Nachdem der makedonische Regierungschef Ljubčo Georgievski die Zusagen an die Adresse der albanischen Minderheit am Sonntag teilweise zurückgezogen hatte, verschärften sich die militärischen Konflikte wieder. Auch gestern beschossen makedonische Sicherheitskräfte die von der albanischen Nationalen Befreiungsarmee (UÇK) gehaltene Region nordwestlich von Skopje. In dem Dorf Lipkovo drängen sich nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes über 15.000 Menschen. Nur 60 Alte und Kranke waren bereit, während einer Feuerpause am Montag das Dorf zu verlassen.

Die anderen Bewohner wollen ausharren. Nach Informationen von ausländischen Journalisten seien einige Familien aus dem Dorf Slupcane von der UÇK daran gehindert worden, das Gebiet zu verlassen. Diese Informationen werden von der UÇK heftig dementiert. Am Wochenende hatte eine Volksversammlung aus Zivilisten beschlossen, in den umkämpften Gebieten zu bleiben. Beigetragen zu dieser Entscheidung haben die Erfahrungen vieler Flüchtlinge, die von Übergriffen makedonischer Sicherheitskräfte berichteten, als sie in das von der Regierung kontrollierte Gebiet gelangten. Auch das Angebot der Regierung, ins Kosovo auszuweichen, wiesen die Zivilisten zurück. Dennoch sind über 22.000 Flüchtlinge aus Makedonien dort registriert.

Inzwischen werden in den umkämpften Gebieten die Lebensmittel knapp, es fehlt jetzt sogar an Wasser. Der Strom ist abgeschaltet. Dem Internationalen Roten Kreuz gelang es zumindest, einige Tonnen Lebensmittel in das Gebiet zu bringen. Der Ausbruch von Seuchen sei nicht mehr auszuschließen, berichteten Mitarbeiter der islamischen Hilfsorganisation Al-Hilal.

Unterdessen werden die makedonischen Sicherheitskräfte, die Armee und die Polizei, aufgerüstet. Nach einem Abkommen mit Jugoslawien können seit Montag offiziell Waffen aus jugoslawischer Produktion geliefert werden. Offen lieferte schon Bulgarien vor Monaten Waffen im Wert von 16 Millionen Dollar. Die Ukraine zog drei Hubschrauber von ihren KFOR-Truppen im Kosovo ab und stellte sie Makedonien zur Verfügung. Überdies will Makedonien drei Düsen-Kampfflugzeuge kaufen. Unter der Hand soll auch Deutschland Waffen aus Beständen der ehemaligen Volksarmee an Makedonien geliefert haben. Zudem wolle Deutschland Ausbilder für die Armee zur Verfügung stellen, hieß es aus inoffiziellen Quellen in Skopje. ERICH RATHFELDER