UN starten größten Check-up der Erde

Eine Heerschar von Wissenschaftlern soll in den nächsten vier Jahren einen Zustandsbericht des Ökosystems Erde erstellen. Die Ergebnisse der Millennium-Studie sollen als Grundlage für die künftige Umweltpolitik dienen

NEW YORK dpa ■ Rund 1.500 Wissenschaftler sollen in einer weltweiten Umweltstudie der Vereinten Nationen (UN) den Stand der ökologischen Zerstörung rund um den Erdball untersuchen. Das auf vier Jahre angelegte Projekt „Millennium Ecosystem Assessment“ (Millennium-Studie der Ökosysteme) wird die bisher umfangreichste Bestandsaufnahme von der Verfassung der Weltmeere, Flüsse, Wälder und landwirtschaftlichen Anbauflächen.

Rund 48 Millionen Mark will die UN für die Studie ausgeben. Experten sprechen von einem „großen Check-up der Gesundheit des Planeten Erde“. „;Die Millennium-Studie der Ökosysteme‘ untersucht die Gesundheit unseres Planeten und füllt unsere Informationslücken mit dem Wissen, das wir zum Erhalt der Erde brauchen“, sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Start des Projekts am Dienstag in New York. „Wir müssen uns die empfindlichen Ökosysteme und die wertvollen Ressourcen alle teilen, und jeder von uns spielt eine Rolle bei ihrem Erhalt. Wenn wir weiter zusammen auf der Erde leben wollen, müssen wir auch alle Verantwortung für ihren Zustand tragen.“

Pilotstudien des Welt-Ressourcen-Instituts (WRI) zeigen, dass die Ökosysteme in etlichen Regionen der Welt nicht mehr in der Lage sind, die Bewohner ausreichend zu ernähren und mit sauberem Wasser zu versorgen. Auch werde zunehmend die Biodiversität in Mitleidenschaft gezogen. Mit der Zerstörung der Umwelt wachsen auch die Risiken für den Menschen, warnt das WRI und nennt als Beispiel die Gefahr von Fluten und Erdrutschen. „Wir haben die Möglichkeit“ das System Erde zu verändern, sagte WRI-Präsident Jonathan Lash, „sowohl zu verbessern als auch zu verschlechtern. Wir müssen es reparieren“, so Lash, „wir haben das Werkzeug dazu.“ Dazu sollen die Daten dienen.

„Für die Untersuchung unseres eng verwobenen Planeten müssen wir global stärker als je zuvor zusammenarbeiten“, erklärte der Präsident der UN Foundation, Timothy Wirth. Die von dem Medienmogul Ted Turner gegründete Stiftung gehört zu den Sponsoren der Millennium-Studie. Wirth forderte, dass der private Sektor und die öffentliche Hand unter Anleitung der Wissenschaftler neue Partnerschaften für die Umweltstudie formen.

Der Chef der UN-Umweltbehörde (Unep), Klaus Töpfer, verwies in Turin auf die Notwendigkeit des Programms: „Wir wissen schon viel und wir haben genügend Informationen, um vom Reden zu den Taten zu schreiten. Es bleiben aber noch einigen wichtige Fragen offen“, sagte Töpfer. „Deshalb haben wir jetzt diese Untersuchung gestartet.“

Die Koodination wird die Unep übernehmen. Erste Untersuchungen sind bereits in mehreren Regionen gestartet worden, unter anderem in Südostasien, im südlichen Afrika, Zentralamerika und im Westen Chinas. Sowohl global angelegte als auch regionale Progamme sollen in den nächsten Monaten folgen.

Unter anderem solle der Zustand unzugänglicher Küstenstreifen einschließlich der Korallenriffe untersucht werden. An einer europäischen Untersuchung als Teil der weltweiten Studie werden sich auch Forscher des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) beteiligen. Darin sollen neue Computermodelle und Forschungsmethoden einfließen, die in den vergangenen Jahren am PIK entwickelt wurden.

„In Europa vergessen wir oft, wie stark wir von den Leistungen der Ökosysteme abhängen“, sagte PIK-Forscher Gerhard Petschel-Held. „Obwohl es zahlreiche Studien über den Umweltzustand in verschiedenen Teilen Europas gibt, brauchen wir dringend eine zusammenfassende Untersuchung, die unser Wissen für Entscheidungsträger nutzbar macht.“ WLF

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