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Schöner Wohnen bremisch

■ Schränke fürs Leben: Eine Ausstellung im World Trade Center zeigt Handwerkskunst „Made in Bremen“. Design „Jenseits von Dodenhof“ gibt es nicht von der Stange

Ein Bremer Haus – so wird NeubremerInnen stets vorgeschwärmt – sei so ziemlich das beste, was einem in Bremen passieren kann. Und wer ein solches Kleinod ergattert hat, der will es auch schön gestalten. Sofern dafür noch Geld übrig ist, kann man sich jetzt haufenweise Anregungen im World Trade Center holen. Denn hier zeigen 41 Bremer Handwerksbetriebe, was sie drauf haben. Das ist viel mehr als nur die Reparatur dessen, was in einem solchen Häuschen alles klemmt und leckt – das ist eigener Stil, Maßarbeit, Dauerhaftes. „41 gestalten im Bremer Haus“ heißt die Ausstellung, die die Bremer „Interessengruppe Handwerk und Gestaltung“ organisiert hat. Sie zeigt nur das Beste: Ein eichener Tisch, eckig, schlicht, schnörkellos, davor gläserne Bänke – eine Idee fürs Esszimmer. Ein die Wand bedeckendes Regal aus hölzernen Quadraten mit unterschiedlichen Tiefen, das Unregelmäßigkeiten der Wand kaschiert und ästhetische Behaglichkeit schafft. Ein zur Hälfte in die Mauer eingelassenes kugelrundes Waschbecken, das Händewaschen auch im engen Gäste-WC möglich macht. Oder ein Schrank wie ein Kunstwerk: hölzern, die großen Astlöcher – die das Material sonst zum Ausschuss machen – als wesentliches Designmoment integriert. Was die Bremer HandwerkerInnen zeigen, räumt auf mit dem Klischee des vor allem reparierenden, allenfalls restaurierenden Tischlers, Schreiners, Glasers, Dachdeckers, Gärtners, Elektrikers.

„Wir haben sonst keine Organe, mit denen wir rüberbringen können, wo wir heute stehen“, sagt Norbert Szameitat, Architekt und Planer der Ausstellung, oder anders: „Das Handwerk hat keine Plattform. Ikea und Dodenhof haben große Kaufhäuser.“ Dass angesichts des Preisgefälles zwischen Handarbeit und Massenware erstere nur für Betuchte zu haben ist, findet Szameitat nicht. Ein Blick auf die Sperrmüllhaufen dieser Zeit spräche Bände: Massen- als Einwegware. Ein handgefertigter Schrank, dessen Entstehung man von Tag zu Tag zugucken könne, das „ist was fürs Leben“.

Zur Ausstellung haben Szameitat und seine MitstreiterInnen ein Rahmenprogramm organisiert, mit Vorträgen über das heißgeliebte Bremer Haus, über Gartengestaltung oder über intelligente Gebäudetechnik – da sprechen Fachleute vom Hauptsponsor Siemens. sgi

Die Ausstellung ist noch bis zum 1. Juli täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen.

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