Rauhe Sitten vor den Toren

Crawford-Konzern will Euro-Betriebsrat aus dem Betrieb entfernen  ■ Von Magda Schneider

Euro, Europäisierung, Globalisierung – das sind die Schlagworte, wenn ein europäischer Konzern seine Unternehmensphilosophie positiv darzustellen versucht. Wenn die Europäisierung aber die Globalisierung von Belegschaftsrechten mit sich bringt, fallen selbst moderne Konzerne und ihre Ableger gern in alte Zeiten zurück. So hindert die Hamburger Crawford-Zentrale – ein Ableger der schwedischen CARDO-Gruppe – den Belegschaftsvertreter Hans-Jürgen Bork daran, sein Mandat für „Crawford Tore“ im Europäischen CARDO-Betriebsrat wahrzunehmen. Begründung: Er habe seinen Vorgesetzten „geschlagen“. Drei Kündigungen hat das Unternehmen für Industrietore Bork bereits nach Hause geschickt.

Für die IG Metall sind die Vorwürfe absurd. Vielmehr seien der Gewerkschaft aus den Auseinandersetzungen um den Erhalt der CARDO-Töchter Crawford Tore Halstenbek und Hamburg sowie Krüeger Maschinenbau in Schenefeld die „rüden Methoden“ des Crawford-Managements gegen die IG Metall-Interessensvertreter bekannt. „Ich bin ein Jahr lang gemobbt worden“, schildert Bork die Entwicklung. „Ich wurde nicht mehr mit meinen, sondern fremden Aufgaben betraut – das war Mobbing pur.“ Zum Vorwurf der Tätlichkeit gegen den Vorgesetzten: „Ich weiß nicht, warum er das sagt“, sagt Bork, vermutet aber, dass die geplanten Umstrukturierungen bei Crawford und die Standortschließungen der eigentliche Grund sind, ihn zu entfernen. Bork: „Wenn man einen Betriebsrat nicht ordentlich los wird, muss man ihm eben persönliche Verfehlungen anhängen.“

Obwohl die Arbeitsgerichtsverfahren nicht rechtskräftig abgeschlossen sind, wird Bork seit Januar nicht mehr beschäftigt und sind ihm auch die Reisen zum Europäischen CARDO-Betriebsrat verwehrt. Die IG Metall Unterelbe hat dem langjährigen Gewerkschafter zwar Rechtsschutz erteilt, möchte den Konflikt aber nicht allein auf der juristischen Ebene ausfechten. Denn die Karten sind ungleich gemischt, da Aussage gegen Aussage steht. Mit einem gravierenden Nachteil für Bork. Im Kündigungsschutz-Verfahren gegen den Crawford-Konzern wird der vermeintlich verprügelte Leitende Angestellte – auch Mitglied der Crawford-Geschäftführung – als Kronzeuge des Unternehmens aufgeboten.

Der örtliche IG Metall-Chef Uwe Zabel hat nun an die Frankfurter IG Metall-Zentrale appelliert, über internationale Kontakte auf die CARDO-Konzern-Mutter in Schweden einzuwirken, „um den Konflikt politisch zu lösen“. Erste Signale in Skandinavien sind bereits angekommen: Mitglieder des CARDO-Euro-Betriebsrates aus Schweden und England sowie der Crawford-Konzernbetriebsrat Deutschland haben bereits hinter den Kulissen interveniert.