noch 200 tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld. 10. Teil

Sind die Schweden reif für den Euro?

Schweden wird noch einige Jahre außerhalb der Euro-Zone stehen. Auch wenn man gerade in diesem Monat der Verabschiedung der Krone einen Schritt näher gekommen sein könnte. Was nicht mit der zu Ende gehenden Ratspräsidentschaft zu tun hat – zumindest an der deutlich über 50 Prozent liegenden Anti-Euro-Stimmung hat diese nichts bewegt.

Vielmehr war es der Wahlsieg von Tony Blair. Und der Rückenwind, den man sich in Stockholm schon jetzt von einem möglichen britischen Ja zur Währungsunion verspricht. „Irgendwann“, so heißt es, nach den im nächsten Jahr anstehenden Parlamentswahlen werde man eine Volksabstimmung zum Euro abhalten. Konkreter will sich Ministerpräsident Göran Persson nicht festlegen. Doch er hat eine Reihe von Kriterien aufgestellt, die erfüllt sein müssten, bevor man das Volk befragt. Die Lohnerhöhungen und auch die Konjunktur sollen sich in europäischem Gleichklang befinden. Was bereits jetzt der Fall ist. Bleibt ein „inoffizielles“ Kriterium: die Stimmungslage. Denn ein Nein will man nicht riskieren. Persson: „Blair ist ein tüchtiger Politiker. Setzt er eine Abstimmung an, gewinnt er sie. Das Meinungsbild in Schweden wird davon beeinflusst werden.“ Allein mit den Dänen will der Premier nicht außerhalb der Euro-Zone bleiben.

Dabei schlägt sich die Krone durchaus wacker. Gegenüber dem Dollar hat man sich sogar besser behauptet als der Euro. Was kein Wunder ist. Das Vertrauen der Devisenmärkte wirdweder durch hohe Arbeitslosenraten wie in Spanien oder Deutschland noch durch Inflation und Haushaltsdefizit geschwächt. Und Schwedens Volkswirtschaft ist derzeit bärenstark. So haben es weder Arbeitgeber noch Gewerkschaft, beide grundsätzlich Euro-freundlich, plötzlich nicht mehr eilig. „Wir können gut außerhalb der Währungsunion leben“, verkündete gerade Gewerkschaftsökonomin Monica Irti-Arvidsson. Und Nina Macpherson vom Telekomriesen Ericsson pflichtet bei: „Im Prinzip sind wir als internationaler Akteur für die gemeinsame Währung. Aber praktisch sind Schwankungen im Dollarkurs für uns viel entscheidender.“ Die Regierung solle kein Risiko eingehen: „Geht es beim ersten Mal in die Hose, muss man mindestens 10 Jahre für eine neue Volksabstimmung warten.“

REINHARD WOLFF

Und nächsten Donnerstag: Ist der Mittelstand auf den Euro vorbereitet?