expräsident schelju schelev über simeon

„Er spielt nicht mit offenen Karten.“

Schelju Schelev war von 1992 bis 1997 Staatspräsident Bulgariens.

Ist Simeon gut für Bulgarien?

Schelju Schelev: Das Auftauchen Simeons auf der politischen Bühne ist eine Chance für einen Neuanfang. Damit wird das alte Zweiparteiensystem von Demokraten und Exkommunisten, die sich seit 1989 an der Macht abwechselten, aufgebrochen. Auch hat die Ankunft Simeons die Bevölkerung aktiviert. Letzten Umfragen zufolge wollen jetzt 75 Prozent zur Wahl gehen.

Simeon drückt sich bewusst vage aus. Glauben Sie, dass er die Monarchie einführen will?

Er hat wohl solche nostalgischen Anwandlungen, aber ich glaube, dass er Realist genug ist, um diesem Gefühlen nicht nachzugeben. Dass er nicht mit offenen Karten spielt, ist allerdings ein Problem. Aber wir haben hier eine Demokratie, wenn auch mit kleinen Fehlern. Da kann man sich nicht lange verstecken.

Er verspricht viel.

Die Menschen erwarten viel. Jedoch gibt es immer eine Diskrepanz zwischen den Hoffnungen und dem Erreichbaren. Wenn sie jedoch zu groß wird, könnte es durchaus passieren, dass die Menschen wie 1996/97 auf die Straße gehen. Auf das „Hosiana“ könnte schnell ein „keuzigt ihn“ folgen. INTERVIEW: OERTEL

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