truth or dare
: Justify my love: Eine Woche mit Madonna

Die Ankunft

Ein Traum wird wahr: Madonna ist da! Und zwar wirklich, sie hat sich auf dem Flug von Mailand nach Berlin nicht schon wieder bis zur Unkenntlichkeit neu erfunden. Berlin ist so glücklich! Madonna auch, selbst wenn die Jungs und Mädchen von Bild und BZ nerven.

Also: Sonntag, 16.15 Uhr, Ankunft in Tempelhof. Die beiden Kinder sind sicher dabei, bei Ehemann Guy Ritchie jedoch ist es unklar: BZ sagt ja, Bild nein. Auch Thorsten Sohn und sein Sohn Werner aus Prenzlauer Berg sind da. Ihr Urteil: Tolle Frau! Was für eine Ausstrahlung, was für ein Sex, trotz ihrer gerade mal 1,54 Meter! Werner sieht, wie Marek Lieberberg den Kindern Plüschtierchen überreicht. Feine Geste! Thorsten Sohn aber meint: Etwas mehr Zeit hätte Madonna sich für ihre Fans ruhig nehmen können!

Sogleich ging es nämlich mit sechs schwarzen Mercedes-Limousinen und einem Lkw (fürs Gepäck, inkl. Kaffeemaschine) zum Gendarmenmarkt ins „Four Seasons“ in eine 200 Quadratmeter große Suite. Werner und Thorsten Sohn fahren hinterher, kommen aber nur bis zur Rezeption. Immerhin können sie ihre Blümchen abgeben mitsamt einem Kärtchen, auf dem sie Madonna auf ein Bier ins Grell-Eck einladen. Madonna hingegen zieht sich nach dem eher unspektakulären Empfang (keine Polizeieskorte! Marek Lieberberg war empört: Berlin doch keine Weltstadt) sofort zurück. Der „Tatort“ ist noch drin, bei „Die Stunde der Komödianten“ schläft sie ein: Haiti ist halt zu weit weg.

Am Montag Presseschau: Madonna freut sich, dass die Berliner Zeitung schreibt, das Feuilleton habe sich darauf geeinigt, „dass Madonna das starre, ikonografische Erscheinungsbild des Stars in das Prinzip des steten Stilwandels“ überführt habe. Sie ärgert sich aber, dass die Autorin Carmen Böker dann doch noch meint, schlauer als das Feuilleton werden zu müssen: „Das hat eigentlich David Bowie erfunden.“ Auch Werner und Thorsten Sohn hatten den Text am Samstag im Grell-Eck gelesen und waren weniger empört denn verwirrt: Hieß es doch zuletzt immer, Bob Dylan habe den „steten Stilwandel“ schon in den 60ern erfunden.

Madonna beschließt, bei ihren Shows auf den Satz „Ich bin eine Berlinerin“ zu verzichten. Madonnas Gesicht hellt sich wieder auf, als sie den Tagesspiegel liest: Deutsche Prominente wie Arezu Weitholz und Alexander Arnz erinnern sich an Begegnungen mit ihr. Auch Madonna erinnert sich, besonders an Arezu Weitholz, die ihr seinerzeit so kluge Fragen zum Thema Tapeten stellte.

Nach der Zeitungslektüre geht’s in den „Department Store“ in der Friedrichstraße, wo ihr roter D&G-Nappalederrock von 1.749 auf 1.225 DM runtergesetzt wurde. Ein Schnäppchen! Schließlich ins Lafayette, wo es die beste Erdnussbutter von ganz Berlin gibt – wer weiß, vielleicht kommt Guy doch noch. Nach Besichtigung der Max-Schmeling-Halle schließlich der Höhepunkt des Tages: ein Treffen mit Johanna, die sieben Millionen Berliner wollen. Johanna ist das Madonna-Luder, das eine Konzertkarte über hat und diese gegen Sex abzugeben bereit ist. Madonna findet das gut – sich öffentlich neu zu erfinden, ist genau ihr Ding. Abends geht’s zu Harald Schmidt nach Köln. Das Thema der beiden: Wie man als Popstar wieder zu sich selbst finden kann. GERRIT BARTELS

Morgen: Das erste Berlin-Konzert