: Etwas Freiheit für den Peso
Um sich aus der Wirtschaftskrise zu befreien, senkt Argentinien den Außenwert der Währung. Die Bindung an den Dollar wird geschwächt, der Euro tritt als Maßstab hinzu
BUENOS AIRES taz ■ Die argentinische Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, mit denen die Wirtschaft aus der dreijährigen Rezession geführt werden soll. Seit gestern wird der argentinische Peso im Außenhandel abgewertet. Das teilten Präsident Fernando de la Rúa und Wirtschaftsminister Domingo Cavallo mit. Seit zehn Jahren ist der argentinische Peso durch eine Eins-zu-eins-Parität an den US-Dollar gebunden. Nicht erst seit dem starken Anstieg des US-Dollars brachte dies die argentinische Exportindustrie in Schwierigkeiten. Wenn ausländische Firmen argentinische Waren kaufen, bekommen sie die dafür nötigen Peso nun zu einem niedrigeren Kurs, als die Dollarbindung eigentlich festlegt.
Die Abwertung des Peso im Außenhandel bedeutet nach Ansicht von Cavallo keine Aufgabe der Währungsparität. Cavallo spricht daher von einer „erweiterten Konvertibilität.“ Um den Peso im Außenhandel abzuwerten, wurde er zu gleichen Teilen an den US-Dollar und den Euro gekettet. Nach Einführung der Konvertibilität vor zehn Jahren ist dies das erste Mal, dass der Wert der argentinischen Währung leicht zu schwanken beginnt. Mit der gelockerten Parität werden argentinische Unternehmen im Export höhere Gewinne erzielen, während sich Importe nach Argentinien verteuern werden.
De la Rúa und Cavallo haben außerdem eine Wette auf das Wachstum abgeschlossen, indem sie durch Steuerkürzungen für die Mittelklasse, das Senken für Einfuhrzölle von Konsumgütern und der Benzinpreise den Konsum fördern. Damit gehen sie aber das Risiko ein, dass die Staatseinnahmen sinken, wenn der Konsum nicht in der erwarteten Höhe die Wirtschaft aus der Talsohle holt.
Laut Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) darf Argentinien in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von 6,5 Milliarden US-Dollar nicht überschreiten. Für Cavallo, der seit 1991 bereits zum zweiten Mal das Amt des Wirtschaftsminister innehat, ist es das erste Mal, dass er mit der Förderung der Nachfrage-Seite versucht, die Wirtschaft zu beleben. INGO MALCHER
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