Nerviges Gesumme

Schluss mit der Trockenhaubenlangeweile: Es startet das Deutsche Friseur Fernsehen  ■ Von Michaela Soyer

Es kann schon langweillig werden, wenn die Dame bei ihrem Friseur unter der Trockenhaube vor sich hinglüht. Die Lockenwickler ziepen und das nervige Gesumme macht es einfach unmöglich, einen Artikel in der Vogue zu lesen. Aber jetzt ist Schluss mit dieser Trockenhaubenlangeweile. Das Deutsche Friseur Fernsehen (DFF) geht auf Sendung. Wo kein Bedürfnis da ist, wird eben flugs eines geweckt. Und irgendwann wird der Fernseher genauso zu ihrem Friseurbesuch dazugehören wie die Zeitschrift.

Eine bahnbrechende Einführung eines neuen Fernsehsenders – immerhin Deutschlands erster gebührenfreier und firmenunabhängiger Dienstleistungssender, hört, hört – will natürlich richtig gefeiert sein. Kleckern statt klotzen. So bekommt auch noch die abgeschmackteste Idee einen Hauch Glamour. Im Hotel Interconti treffen sich also „ausgewählte Top-Friseure, Werbe- und Medienagenturen und Menschen, über die man spricht“. Das versprechen zumindest die Organisatoren des Events. Gerüchte wie „der Gerhard Meir wollte vorbei kommen“ wabern durch den Saal. Manch einer erinnert sich vielleicht an den Namen: Der Starcoiffeur hat an dieser Stelle schon mal als Werbeträger für das Haarwuchsmittel Procepia von sich reden gemacht.

Der Udo Walz wäre auch gekommen, wenn er nichts besseres zu tun gehabt hätte, als mit ein paar Semi-Prominenten small zu talken. Aber immerhin war die ZDF-Lottofee Heike Maurer – Gage laut der Künstleragentur Beverly „ab 13.500 Mark“ – anwesend. Sie durfte sogar pseudo-kritische Fragen an Florian Schram, den stellvertretenden Geschäftsführer vom DFF, stellen. Während sie redet, überkommt einen allerdings die Angst, dass bei zuviel Mimik das mühsam aufgetragene Make-up in sich zusammenfallen und langsam abbröckeln könnte.

Überall im Saal stehen lauter kleine flache Bildschirme herum, wie wir sie auch bald beim Friseur unseres Vertrauens finden werden. Und eine sanfte Stimme tönt aus den Lautsprechern: „Im Friseur Fernsehen sehen sie Beiträge über Wellness und Fitness, damit sie daran denken, dass es nicht nur auf die Frisur, sondern auch auf die Figur ankommt.“ Vergnügt flechten sich fröhliche Afrikanerinnnen Dreadlocks. Und über diese herzerwärmenden Bilder säuselt die Stimme: „Friseure stehen auf der ganzen Welt für Service.“

Da fällt einem prompt vor Scham das Sektglas aus der Hand. Das macht aber gar nichts. Denn schon nach drei Sekunden ist der Kellner mit einem neuen zur Stelle.