Spaß für die Wut

■ Morgen findet in der Markthalle „Rage against Abschiebung“ statt. Ein Interview mit Dirk Seifert von der Bürgerschaftsgruppe Regenbogen

Als Forum für Gleichgesinnte, so will auch die WählerInnenvereinigung Regenbogen ihre Veranstaltung „Rage against Abschiebung“ verstanden wissen, die morgen Abend den Startschuss für den Bürgerschaftswahlkampf bildet. Die Ungleichzeitigkeiten linken Entertainmentverständnisses treffen da für die gute Sache aufeinander: Es gibt Satirisches mit Rainer Trampert & Thomas Ebermann, Kabarettistisches mit Lisa Politt und Band (alias Herrchens Frauchen), für das musikalische Programm sind Schorsch Kamerun aka Sylvester Boy und die Ton Steine Scherben-Wiedergänger Neues Glas aus alten Scherben zuständig.

taz hamburg: Was wollt ihr mit der Veranstaltung erreichen?

Dirk Seifert: Wir wollen ein weiteres Zeichen setzen gegen die Abschiebepolitik des rot-grünen Senats und gegen die unerträgliche Situation von Flüchtlingen in Hamburg. So ein ernstes Thema mit Kultur, mit Unterhaltung und auch Spaß zu verknüpfen, schließt sich nur auf den ersten Blick aus. Kultur, und gerade linke Kultur, hat schon immer schwierige politische Themen aufgegriffen und das Bewusstsein vieler geschärft. Wir wollen viele Menschen erreichen, weil mit den Überschüssen aus dem Konzert die Arbeit des neugegründeten „Hamburger Flüchtlingsfonds“ unterstützt wird. Und wir wollen ein Angebot an die unterschiedlichen linken Kräfte in dieser Stadt machen.

Welche Gemeinsamkeiten haben Schorsch Kamerun und Neues Glas aus alten Scherben?

Beiden Bands geht es – sicher mit unterschiedlichen Positionen – darum, für eine solidarische und gerechte Welt zu streiten. Dafür, dass Unterdrückungsmechanismen wie die Abschiebepolitik hier in Hamburg beendet werden sollen, steht sowohl ein Schorsch Kamerun als auch Neues Glas aus alten Scherben und alle anderen Beteiligten.

Was soll aus dem Zusammentreffen der verschiedenen linken Gruppen entstehen?

Wir wollen mit dem Konzert einen Ort bieten, an dem sich die Linke über alle Lagermentalitäten hinweg trifft, und dass im Laufe des Abends Brücken geschlagen werden, und Leute, die verschiedenen Gruppierungen angehören, die Möglichkeit haben, Dinge in angenehmer Atmosphäre zu besprechen.

Die Grabenkämpfe sollen also an diesem Abend beendet werden?

Natürlich wird dieser eine Abend dazu nicht ausreichen, die alten Lager aufzulösen. Das Konzept von Regenbogen ist, dass wir mit den unterschiedlichen Ansätzen, die es in dieser Stadt gibt, eine Form finden, wie wir miteinander eine positive Politik entwickeln können. Und in dieses Konzept bettet sich auch das Konzert ein, als ein kleiner Schritt, weiter Orte zu schaffen, in denen die unterschiedlichen Strömungen zusammenkommen können.

Meinst du nicht, dass Zuschauer dadurch abgeschreckt werden, dass es sich bei dem Konzert um eine Wahlveranstaltung, den Wahlkampfauftakt, handelt?

Das unterstellt, dass die meisten KonzertbesucherInnen und Fans völlig unpolitisch denkende Menschen seien. Das sind sie sicher nicht. Jede und jeder wird eine eigene Meinung zur Abschiebung und auch zu Regenbogen haben. Der Werbeblock wird in maximal fünf Minuten von der Regenbogen-Spitzenkandidatin Heike Sudmann bestritten. Die restlichen sieben Stunden werden linke Kultur und Spaß sein. Interview: Michaela Soyer

morgen, 20 Uhr, Markthalle