Täglich sterben weltweit 150 verschiedene Arten

Vor 25 Jahren trat Deutschland dem Artenschutz-Abkommen bei. Naturschützer kritisieren Bundesumweltministerium wegen zu wenig Engagement

BERLIN taz ■ Günther Peter von der Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AgA) in Stuttgart will nicht jubeln. „Wir boykottieren die Feier.“ Gemeint war der gestrige Festakt zum 25. Jahrestag des deutschen Beitritts zum Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites). Für ihn sind die Erfolge des Abkommens zu dürftig.

Die Bilanzen scheinen ihm Recht zu geben: Nach Interpol-Berichten beläuft sich der Gewinn im legalen und illegalen Tier- und Pflanzenhandel auf bis zu 100 Milliarden US-Dollar. Deutschland gilt als eines der Hauptabnehmerländer. Nur der Drogen- und Waffenhandel wirft größere Gewinne ab. Weltweit werden jährlich bis zu 40.000 Primaten, über eine Million Orchideen und vier Millionen Vögel verschachert.

Um die drastische Reduzierung wild lebender Arten aufzuhalten, trat Deutschland am 20. Juni 1976 dem Cites-Abkommen bei. Die Vereinbarung – inzwischen von 152 Staaten unterschrieben – soll den kommerziellen Handel mit Tieren und Pflanzen überwachen und einschränken. Der Vertrag schützt 40.000 Pflanzen- und 8.000 Tierarten in drei unterschiedlich strengen Kategorien. Für Arten der Stufe eins gilt ein generelles Eportverbot, während in Stufe zwei und drei Quoten und regionale Einschränkungen den Handel limitieren.

Über den Sinn des Cites herrscht bei Parteien und vielen Naturschutzverbänden Einigkeit: Das Abkommen gilt als eines der wichtigsten Artenschutzinstrumente, ohne die viele Arten ausgestorben wären. Dennoch hagelt es Kritik daran, wie das Cites-Abkommen in die Tat umgesetzt wird. Noch immer, so die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Voß, sei der Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen „eine Hauptursache für den Rückgang der Arten“. Täglich verschwänden „durch menschliches Tun“ etwa 150 Arten von der Erde.

Der Präsident des Naturschutzbundes (Nabu), Jürgen Flasbarth, rief das Bundesumweltministerium zu mehr Engagement für den Artenschutz auf. „Es wird viel zu wenig getan, um den illegalen Tier- und Pflanzenmarkt auszutrocknen. AgA-Sprecher Günther Peter gebraucht drastischere Worte: „Verheerend“ sei die Bilanz des Abkommens. Die AgA könne auf einer Liste viele amtliche „Vergehen“ gegen den Artenschutz belegen. Dazu gehören Versäumnisse der Justiz und die Verwendung von Entwicklungsgeldern für die Jagd in südlichen Ländern. MARIUS ZIPPE

Infos: www.cites.org undwww.aga-international.de