Holzer schweigt

Hauptzeuge in der Elf-Aquitaine-Affäre redet lieber vor als in dem Untersuchungsausschuss. Liechtensteiner Ermittler belasten ihn stark

BERLIN taz ■ Es war ein Auftritt von zwei Minuten. Dann war klar: der saarländische Geschäftsmann verweigert die Aussage vor dem Spendenausschuss des Bundestages. Holzer begründete dies gestern mit laufenden Ermittlungsverfahren gegen ihn in der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland und Frankreich.

Der 59-Jährige gilt als eine der Schlüsselfiguren bei der Privatisierung von Leuna/Minol. Über sein Konto sollen 256 Millionen Franc, rund 80 Millionen Mark, Schmiergelder von Elf-Aquitaine geflossen sein. Wegen eines Haftbefehls aus Paris hatte Holzer seinen Aufenthaltsort von Monaco ins Saarland verlegt, wo er erst im Mai der dortigen Staatsanwaltschaft eine Erklärung zuleiten ließ. Die Behörde wirft ihm Untreue zu Lasten von Elf-Aquitaine vor, der als französischer Staatsbetrieb Anfang der 90er-Jahre die Raffinerie und das Tankstellennetz erworben hatte.

Während Holzer vor dem Ausschuss schwieg, äußerte er sich anschließend vor den Kameras, wo er nicht Gefahr lief, wegen Falschaussagen rechtlich belangt zu werden. Dort wiederholte er: an deutsche Politiker und Amtsträger seien keine Schmiergelder von Elf geflossen. Die 80 Millionen Mark habe er selbst behalten. Wofür, ließ Holzer offen.

Vertreter von SPD, Grünen und CDU kritisierten Holzers Umgang mit dem Ausschuss. Der Obmann der Grünen, Christian Ströbele, vermutete, Holzer habe sich nicht durch die jüngsten Ermittlungsergebnisse aus Liechtenstein belasten wollen. Der Stern hatte kürzlich berichtet, die dortige Staatsanwaltschaft habe den Geldfluss von Holzers Konto zu deutschen Banken nachzeichnen können.

Am Vormittag hatte der frühere Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs jede Kenntnis von Schmiergeldern beim Verkauf von Leuna/Minol dementiert. Der 69-Jährige sah auch keine Interessenkollision, die ihm vom Ausschuss wegen seiner Tätigkeit in Sachen Leuna/Minol vorgehalten wurde. Friderichs war 1992 nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender von Leuna und Minol, sondern zugleich auch Berater bei Elf-Aquitaine und „International Adviser“ der Investmentbank Goldman und Sachs gewesen. Diese wiederum hatte im Auftrag der Treuhand die Privatisierung von Leuna vorangetrieben. Friderichs bestätigte, dass er von Elf-Aquitaine zwischen 1992 und 1995 insgesamt rund eine Million Mark als Honorar erhielt. Er bestritt allerdings, den Waffenhändler Karlheinz Schreiber gekannt zu haben, obwohl in Schreibers Kalender aus dem Jahre 1994 für Juli und August drei Eintragungen zu seiner Person zu finden sind.

SEVERIN WEILAND