Achtung: Homo ante portas

■ CSD in Oldenburg: Ein Meer aus Regenbogenfahnen, Spaß auch ohne OB

Die Parade im Oldenburger Land zum Christopher Street Day (CSD) hat es inzwischen zur bundesweit viertgrößten geschafft – nach Köln, Berlin und Hamburg. Und da der Christopher Street Day nordwest wächst und wächst, wurde die Route verändert: Von der Bahnhofstraße über die Heiligengeiststraße zum Theatherwall und wieder zurück zum Schlossplatz.

Und dort wartet ein leicht schwulenlastiges Programm aus Konzert und Kabarett auf die BesucherInnen. Der Seifenoper-Schwule Laurent Daniels aus „Gute Zeichen, Schlechte Zeiten“ wird Grußworte sprechen, und als nicht nur lesbisches Highlight stellt die englische Sängerin Jan Allain ihre neue CD vor. Neben Fressständen und Infoständen feiert Männerfabrik eine Technoparty auf dem Berliner Platz. Es darf gefeiert werden ...

Erstmalig wird es auf der CSD-Parade in Oldenburg dieses Jahr keinen Wagen von der AIDS-Hilfe geben. Da die Stadt ihre Zuschüsse strich, gibt es dieses Jahr Kondome aus dem Bollerwagen. Gesponsort wird der CSD nordwest übrigens von Spenden schwul-lesbischer Vereine und von Euro Gay Media, einer schwul-lesbischen Internetfirma aus Hamburg.

Rund um den CSD kracht es jedes Jahr gewaltig im Rathaus. Darf die Regenbogenflagge gehisst werden? Und wer empfängt die schwul-lesbische Parade? Jedes Jahr wird Oberbürgermeister Jürgen Poeschel (CDU) vom organisierenden LuSt-Verein höchstpersönlich angeschrieben, ob er nicht die Jungs und Mädels empfangen möchte. Bislang wollte er nie. Schlich sich doch jedesmal – zufällig – ein wichtiger Termin dazwischen. Klang immer stark nach dem „Oh-ich-muss-weg-Phänomen“. So ließ sich der OB alle Jahre wieder vertreten von seiner Vize-Bürgermeisterin Hiltrud Neidhardt (Grüne).

Das High-Light der Homo-Verweigerung war letztes Jahr. Poeschel wollte just zum CSD die EU-Haushaltskommissarin Michele Schreyer (Grüne) empfangen. Er wartete im Rathaus. Sie marschierte hinein unter kleiner CSD-Begleitung. Dort forderte sie Poeschel auf, den CSD zur Kenntnis zu nehmen. Gemein von ihr? Peinlich für ihn!

Poeschel aber hat gelernt. Dieses Jahr will die CSDler empfangen. Schließlich ist schon fast Wahlkampf. Nur jetzt will der LuSt-Verein nicht mehr. Will nicht zu Poeschels Wahlkampf beitragen. Das habe man nicht nötig. Lieber ist ihnen die langjährige CSD-Unterstützerin und Grüne Hiltrud Neidhardt. Die habe schon immer zur Oldenburger Community gehalten. Bleibt also alles beim Empfang wie immer.

Mona Motakef

Start der Parade: Bahnhofstraße/Rosenstraße ab 13 Uhr. 16.30 Uhr Kundgebung am Schloßplatz. Dann vier Stunden Live-Musik.