Geburtstagsfeier ohne Freude

Zehn Jahre nach ihrer Gründung ist die südamerikanische Freihandelszone Mercosur in die Schieflage geraten. Uruguay schlägt gemeinsames Koordinationsgremium vor, um Wechselkursprobleme zu lösen

ASUNCIÓN taz ■ Geburtstag unter schlechtem Vorzeichen. Beim zehnjährigen Geburtstagsgipfel des südamerikanischen Freihandelsblocks Mercosur in Paraguays Hauptstadt Asunción gaben sich die Mitgliedsländer alle Mühe, Optimismus auszustrahlen. Der ist auch dringend nötig. Denn Rezession in Argentinien und sinkender Real in Brasilien bringen die kleinen Partner Paraguay und Uruguay wirtschaftlich aus dem Gleichgewicht. Die assoziierten Mitglieder Chile und Bolivien gehen auf vorsichtige Distanz. Nur Venezuela will weiterhin Mitglied werden.

Es war vor allem Argentinien, das den Mercosur in Schräglage brachte. Und so standen die währungspolitischen Turbulenzen des Landes in Asunción an erster Stelle der Tagesordnung. Seit vergangenem Dienstag ist der argentinische Peso im Außenhandel zu gleichen Teilen an US-Dollar und Euro gekoppelt. Die Folge: Der argentinische Peso wurde im Vergleich zur Vorwoche um acht Prozent abgewertet. Exporte aus den Mercosur-Ländern werden um acht Prozent teurer, worin viele ein nicht tarifäres Handelshemmnis zum Schutz der argentinischen Wirtschaft sehen. ParaguaysAußenminister José Antonio Moreno Ruffinelli forderte daher „Kompensationsmechanismen“.

85 Prozent der paraguayischen Exporte, die im vergangenen Jahr 900 Millionen Dollar ausmachten, fließen in den Mercosur. Daher fürchtet das Land um seine Einkünfte. Denn nicht nur die Exporte nach Argentinien haben sich verteuert. Auch hat der brasilianische Real seit Jahresbeginn 20 Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Die Kaufkraft Brasiliens im Ausland, sprich Paraguay, sinkt. Den argentinischen Vorschlag, den Real ebenfalls an Euro und Dollar zu koppeln, wies die brasilianische Delegation zurück. Der uruguayische Präsident Jorge Batlle schlug ein Koordinationsgremium vor, das das Problem unterschiedlicherWechselkurse im Mercosur lösen soll.

Argentinien und Brasilien gelang es in Asunción, den alten Streit über den Automobilhandel beizulegen. Bisher war die Autoindustrie vom Freihandel ausgenommen. Ab 1. September werden die Autos aus der Mercosur-Produktion von beiden Ländern nicht mehr mit Schutzzöllen belegt. Außerdem soll der durchschnittliche Außenzoll des Mercosur ab Januar von 13,5 Prozent auf 12,5 sinken. Die Mercosur-Länder wollen die Verhandlungen über die von den USA initiierte panamerikanische Freihandelszone (FTAA) als einheitlicher Block führen. Sie wollen zudem an der Doppelstrategie festhalten, sowohl über die FTAA zu verhandeln als auch über eine Freihandelszone mit der Europäischen Union. Die Verhandlungen mit der EU werden im Juli fortgesetzt. INGO MALCHER