„Politische Mimikry“

Extremismusforscher Gessenharter zur „JF“

taz: Ist die „Junge Freiheit“ eine rechtsextreme Zeitung?

Wolfgang Gessenharter: Nein. Denn unter Extremismus wird immer verstanden, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung aktiv bekämpft wird. Genau diesen Eindruck versucht die JF zu vermeiden. Sie gehört zum Spektrum der Neuen Rechten.

Das klingt so harmlos wie Neue Mitte.

Ist es leider nicht. Die Neue Rechte hat Probleme mit dem Grundgesetz. Zudem arbeiten für die Junge Freiheit Leute, die vor nicht langer Zeit noch im rechtsextremen Spektrum veröffentlicht haben. Nun mag sich bei einigen eine Wandlung vollzogen haben, aber ich halte es eher für politische Mimikry. Das ist das zweite wichtige Erkennungsmerkmal der Neuen Rechten. Sie tritt nicht mit Gewalt auf, sondern taktisch.

Wie weit gehören Leser zum gewaltbereiten Spektrum?

Sicher gibt es Leser, die Gewalt locker sehen. Aber genauso entscheidend ist, dass die Zeitung auch ins konservative Spektrum hineinstrahlt. Wenn ich mir anschaue, wer da alles neben einstigen Rechtsextremen schreibt – vor allem CDU-Leute.

Aber könnten diese Autoren nicht erreichen, dass die Leser demokratischer werden?

Da fallen mir nur vier Buchstaben ein: naiv.

Das funktioniert nicht?

Die Weltanschauung der Leser ist viel zu gefestigt. Und den Blattmachern ist der Name unter dem Artikel viel wichtiger als der Inhalt. Wichtige Politiker reden mit uns, also sind unsere Vorstellungen gar nicht so schlimm. Das wollen sie rüberbringen.

INTERVIEW: RGE