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2raumwohnung

Verhuscht und leicht bis zur Luftigkeit: So erschien einem Inga Humpe (45) schon in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren inmitten einer Berliner Szene, die ihren mauerstädtischen Existentialismus, in Schwarz gekleidet, vorwiegend mit dem Hämmern auf Schrott auslebte. Damit stand sie ganz im Kontrast zu ihrer Schwester Annette, die zwar ein Jahr lang zusammen mit Inga die Band Neonbabies betrieb, aber erst mit ihrer eigenen Band Ideal eine veritable Karriere machte. Ihren kommerziell größten Erfolg landeten Inga und Annette dann wieder gemeinsam, als die Neue Deutsche Welle bereits von den Plattenfirmen zu Tode geritten worden war – als Gastsängerinnen des Projekts DÖF (Deutsch-Österreichische Freundschaft) mit „Codo“ („ ... düse im Sauseschritt ... “). Mit dem Ende der NdW lösten sich auch die Neonbabies und Ideal auf, die Schwestern aber fanden wieder zusammen und trällerten als Humpe-Humpe auch einige mittelprächtige Pophits in englischer Sprache.

1993 lernt Inga Humpe in einem Studio schließlich den acht Jahre jüngeren Produzenten, Remixer und Filmscore-Komponisten Tommi Eckart kennen. Man zieht zusammen und beginnt, gemeinsam in Clubs aufzulegen, zu produzieren und aufzunehmen, darunter einen „Tatort“-Soundtrack. 1998 spielen sie für eine Kino-Werbekampagne, die das Image der alten DDR-Zigarettenmarke Cabinet radikal umkrempeln wird, das so kurze wie eingängige Stück „Wir trafen uns in einem Garten“ ein. Mundpropaganda und zwei Berliner Radiosender machen den Song zum lokalen Hit, bevor er überhaupt käuflich erworben werden kann. So treten 2raumwohnung in die Welt.

Nun legen sie, nach etlichen Verzögerungen, mit „Kommt zusammen“ ein Album vor, das sich, rechtzeitig zum Berlin-Boom, passgenau an den Elektroschlager-Entwurf einer Band wie Paula anschmiegt, aber dabei nicht ganz deren süßer Seligkeit erliegt. Da ist sie wieder, diese Leichtigkeit, die Humpes Schaffen immer auszeichnete, die ebenso belanglos wie betörend dahertänzelt, als wäre das Leben nur ein einziger schöner Traum, von dem man morgens am Küchentisch kurz und unaufgeregt erzählt. „Kommt zusammen“ hört sich so an, wie Inga Humpe und Tommi Eckart aussehen, wenn sie sich tief in die blauen Augen blicken. Hier wird Pop zum privaten Anliegen. Und auch mit der Schwester ist alles im Lot: Für den Sohn von Annette nahmen Inga und Tommi unlängst eine „Entspannungsgeschichte für Kinder“ auf. Die harrt allerdings noch der Veröffentlichung. TO

2raumwohnung: „Kommt zusammen“ (Goldrush/BMG)