: Teufels süße Glocken
■ Australiens Schülerband Nr 1: „AC/DC“ auf der Bahrenfelder Trabrennbahn
Hell's Bells. Gibt's eine passendere Untermalung für (einen Text über) AC/DC als ein zünftiges Gewitter? Oder ist es etwa nicht der Gehörnte, der da seine kleine Bimmelei veranstaltet? Selbiger übrigens, bei dem sich auch AC/DCs früherer Sänger Bon Scott in bester Gesellschaft befindet.
Dass Scott da hinwill, hat er – modern adaptiert von Rappern neueren Baujahrs – für alle, deren Pubertät in die späten 70er fiel, kurz vor seinem Abgang unmissverständlich klargemacht. Highway To Hell – und dann an der eigenen Kotze ersticken. Hell's Bells war der adäquateste Nachruf ever. Klar: schwarz, aber auch schnell hinterhergeschossen und defintiv keine Ballade. Dafür sorgte schon – wie heißt er noch – Brian Johnson mit seinem fisteligen Heavy Metal-Röcheln. Der hatte zwar deutlich weniger Blues, aber AC/DC wollten ja auch nicht die Rolling Stones Aus-traliens sein. Sondern die definitive Schülerband. Die Rache der Schülerband.
Eine mittlerweile 26 lange Jahre erfolgreiche Soap-Opera inklusive der üblichen kulturell bedingten Durchhänger, auch genannt: zweite Hälfte der 80er. Mit dem kurze Zeit später aufkommenden Alternative-Rock-Gedöns kam man generations- und mentalitätsbedingt auch nicht so gut zurecht und produzierte umso aufgepumpter dagegen an – bis schließlich Rick Rubin ins Studio durfte. Dessen Produktionspraxis geht so: Alle Instrumente bestmöglich abnehmen, verschwinden und ab und zu anrufen, um sicherzugehen, dass auch ja keine zusätzlichen Effekte benutzt werden. Kaum ein Gitarrist, der das besser tut als Angus Young.
Und wie Stiff Upper Lip zeigt, hat er verstanden: die bestklingende AC/DC seit 20 Jahren. Die zeigt, dass die allgemein bekannte Formel „drei Akkorde, stumpfes Schlagzeug“ ausreichen kann – wenn man einen guten Draht zu Luzifer hat. Dass die Glocken allerdings auch in diesen nihilistischen Zeiten und zudem auf der Trabrennbahn süß klingen, darauf würde ich meinen umgedrehten Grabstein nicht verwetten.
Holger in't Veld
mit Black Crowes und George Thorogood: Sonntag, 17 Uhr, Trabrennbahn Bahrenfeld. Anreise per S-Bahn/Shuttle-Service wird dringend empfohlen
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