Neue Regierung soll Jugoslawien retten

Serbiens Premier Djindjić schließt Bruch mit Montenegro nicht aus. Milošević morgens erstmals vor Haager Gericht

BELGRAD/DEN HAAG dpa ■ Mit einer raschen Regierungsneubildung will Jugoslawiens Präsident Vojislav Koštunica den drohenden Zerfall der Bundesrepublik Jugoslawien verhindern. Koštunica kündigte für Montag Konsultationen an. Präsidentenberater Slobodan Samardžić sagte am Samstag, eine „Übergangsregierung“ könnte schon innerhalb von zehn Tagen zustande kommen. Deren Aufgabe wäre eine Verfassungsreform der jugoslawischen Föderation.

Demgegenüber schloss der serbische Premier Zoran Djindjić einen Bruch der Föderation mit Montenegro nicht aus. Die Föderation sei in einer „tiefen Krise“, sagte er am Samstag in der ARD-„Tagesschau“. Wenn eine Verfassungsreform nicht zustande komme, sollte es Verhandlungen über eine Trennung Serbiens von Montenegro geben.

Unterdessen gab das UN-Tribunal bekannt, Milošević werde am Dienstag erstmals dem Richter Richard May vorgeführt werden. Der Prozess wird nach Einschätzung des Präsidenten des Tribunals, Claude Jorda, in „acht bis zwölf Monaten“ beginnen. Der Expräsident „befahl“ seinen Anwälten, seine Verteidigung als eine „politische“ vorzubereiten, weil es sich um einen „politischen Prozess“ handele.

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