: „Nix ist da – außer Gerhard“
■ Jugendhilfeausschuss debattiert über die Zukunft des Jugendtreffs in Lurup
Als das Jugendamt vom „ausreichenden Betreuungsangebot“ für die Jugendlichen am Lüdersring und Lüttkamp sprach, platzte den jugendlichen Zuhörern der Kragen: „Schwachsinn“, entfuhr es einem, „gar nix ist da – außer Gerhard“: Gestern Abend debattierte der Jugendhilfeausschuss Altona über die Zukunft des von Gerhard Rumrich geleiteten Jugendtreffs der Kirchengemeinde „Zu den Zwölf Aposteln“, der seit fast einem Jahr keine Räume hat (taz berichtete).
Das Amt möchte den Treff in das zwei Kilometer entfernte Flüsseviertel verlegen. Ulrike Lierow, Quartiersmanagerin der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), schilderte den Bedarf im Flüsseviertel: „Zu uns kommen ständig Jugendliche, die nicht wissen, wohin.“ Erwachsene fühlten sich bedroht, der Vandalismus sei nirgends sonst so stark, die ersten Familien dächten schon daran, wegzuziehen. Anwohner Joachim Wötke sagte aber auch: „Wir wollen nicht, dass woanders eine Welt zusammenbricht, damit bei uns alles gut wird.“
Eben das droht aber den Jugendlichen am Lüttkamp, wandte Marcus Weinberg von der CDU ein: „Ich sehe nicht, wieso man hier eine funktionierende Struktur aufbrechen sollte, um einen anderen Bedarf zu decken.“ Auch die SPD betonte, dass die Stelle auf jeden Fall am Lüttkamp/Lüdersring erhalten bleiben solle. Allerdings könne die Kirche den Treff doch in Räumen ihres Gemeindezentrums unterbringen, so der jugendpolitische Sprecher André Schoop. Die sind derzeit an andere Einrichtungen vermietet.
„Auf die Einnahmen können wir schlicht nicht verzichten“, betonte Pastor Carsten Berg. Er schlug vor, nach den Sommerferien einen Runden Tisch einzuberufen. Dieser solle dann ein Gelände für ein Haus finden. Sollte es am Lüttkamp aber gar keine Lösung geben, akzeptiere man notfalls auch die Verlagerung ins Flüsseviertel, „bevor der Treff ganz dichtgemacht wird“.
Das wäre für Volkan (18) eine Katastrophe: „Gerhard macht seinen Job einfach super. Zu ihm kannst du mit allen kommen. Er ist einfach unser Papa. Und jetzt soll er von uns weg?“ Die Debatte dauerte bei Redaktionsschluss noch an.
Heike Dierbach
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