Steinzeit-Raps für die Block Party

Jurassic 5 und Supernatural sind ewige Geheimtipps. Heute bringen sie den Spirit der Pioniertage in den Pfefferberg

Die sechs Mitglieder der Jurassic 5 sind durch einen Zufall an ihren Bandnamen gekommen: Als sie einmal in einem Talentschuppen in Los Angeles auftraten, kam am Ende eine Zuhörerin auf sie zu und meinte, sie klängen wie die Rappioniere „Fantastic 5“. Und weil diese in der HipHop-Geschichte der Steinzeit zuzurechnen sind, taufte sie die junge Gruppe einfach auf den Namen „Jurassic 5“.

Der Name der Crew ist Programm: Schon ihre Zusammensetzung aus vier Rappern und zwei DJs erinnert an die klassischen Rapformationen der frühen Achtziger. Auch der Jurassic-Sound lehnt sich mit Funkloops und den von Charlie 2NA, Zaakir, Akil und Marc 7 simultan gerappten Refrains an die Pioniere des Genres an. Bei den Live-Shows stehen die DJs gleichberechtigt mit den Rappern im Rampenlicht wie weiland Grandmaster Flash oder Afrika Bambaataa.

Jurassic 5 wehren sich zwar dagegen, nur als pure Wiedergänger der alten Zeiten angesehen zu werden. Dass sie die Anfangstage jedoch als Gegenmodell zur heutigen HipHop-Maschine sehen, geben sie freimütig zu: „Wir wollen die ‚Block Parties‘ zurückbringen, bei denen die Leute einfach Spaß hatten.“ Jurassic 5 wollen den Spirit der Pioniertage zurückbringen in ein Genre, das von Größenwahn und Klischees beherrscht wird. Um es die Steinzeitrapper mit eigenen Worten sagen zu lassen: „Let’s take it back to the concrete streets, original beats with real life MCs, playground tactics, no rabbit in a hat tricks, just that classic rap shit from Jurassic.“

Während die Jurassic 5 zumindest einen Stammplatz bei der globalen B-Boy-Community innehaben, ist Supernatural, den sie auf ihrer Tour featurn, nie über den Status der MC-Legende hinausgekommen. Und den hatte er schon, bevor die Jurassics Old School waren. „They say that Supernatural is a myth“ – dagegen wehrte sich er sich zwar in seinem 1995er Underground-Hit „Mind Tricks“. Zu einem Album hat er es aber nie gebracht, obwohl, so heißt es, Mitte der Neunzigerjahre Material für drei LPs bei EastWest auf der Halde lag.

Das erste Freestyle-Album sollte es damals werden, mit improvisierten Texten von der ersten bis zur letzen Silbe. Supernatural bestritt 1981 (!) seine ersten MC-Battles, 1993 wurde er auf dem New Music Seminar offizieller Freestyle-Weltmeister, 1999 durfte er an einem wichtigen Wettbewerb nicht teilnehmen, weil die Veranstalter die Spannung erhalten wollten.

Er ist einer dieser Unermüdlichen, die Jahr um Jahr in Poetry-Cafés und Clubs Gläubige hinterlassen, deren Image aber nicht prägnant genug ist für die New Economy des HipHop. Kürzlich erschien mal wieder eine Single, auf der er an die Werte back in the days erinnert. Ihm darf man das Bekentniss zur Old School ruhig einfach so glauben. Supernatural ist genau das, was die Jurassic 5 meinen. DANIEL FERSCH
KARSTEN KREDEL

Jurassic 5, MC Supernatural, DJ J-Roc heute, 21 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Berlin-Prenzlauer Berg