Sonderzug aus Salzburg

Die österreichische Polizei ließ Globalisierungsgegnern keine Chance. Sie kesselte die Demonstranten ein und verfrachtete einige von ihnen per Bahn nach Wien

SALZBURG taz ■ Die Kundgebungen von Globalisierungsgegnern am Rande des Weltwirtschaftsforums in Salzburg endeten am Sonntag mit einer „österreichischen Lösung“. Demonstranten wurden in einen Sonderzug gesteckt und nach Wien geschickt. Von den nach offiziellen Angaben vier Verletzten musste keiner stationär behandelt werden. 13 Globalisierungsgegner, die wegen Landfriedensbruchs festgenommen wurden, befinden sich wieder auf freiem Fuß. Insgesamt 20 wurden angezeigt.

Die Behörden hatten vorgesorgt, dass nichts passieren konnte. Märsche durch die Innenstadt wurden nicht genehmigt. Eine Kundgebung von weniger als tausend Personen auf dem Bahnhofsplatz wurde von Polizisten in Kampfanzügen umzingelt und auf ihrem Marsch in Richtung Kongresszentrum begleitet. Eingeschritten sei man erst, als Pflastersteine flogen und Sachbeschädigungen verübt wurden, so Salzburgs Polizeidirektor Karl Schweiger. Polizeibeamte seien daraufhin mit Fahnenstangen attackiert worden.

Der Übermacht der Uniformierten hatten die Marschierer wenig entgegenzusetzen. Sie wurden regelrecht eingekesselt und durften erst nach Feststellung ihrer Personalien abziehen. Dabei ging es nicht zimperlich zu, wie einige Teilnehmer berichten. Ein Demonstrant sei wahllos herausgegriffen und gewürgt worden, bis ihm das Blut aus dem Mund quoll, so ein Bericht eines unabhängigen Nachrichtendienstes, des Zentralorgans der Antiregierungsbewegung. Ein Teil der Protestierenden, nach polizeilichen Ermittlungen der „harte Kern der Wiener Opernballdemonstranten“, wurde schließlich per Bahn nach Wien verfrachtet. RALF LEONHARD