Goldblauer Reiter

■ Studie: Sonderausstellung spülte Millionensummen in Bremer Kassen

Die Ausstellung „Der Blaue Reiter“ im letzten Jahr in der Kunsthalle ist für Bremen fast eine Goldgrube gewesen. Dieser Schluss drängt sich nach der Lektüre von Aldona Kucharczuks Diplomarbeit auf. Nach den Berechnungen der Wirtschaftswissenschaftlerin an der Hochschule Bremen haben Tagesgäste und ÜbernachtungsbesucherInnen allein wegen der Ausstellung zwischen März und Juni 2000 rund 11,4 Millionen Mark in Bremen ausgegeben. Zusätzlich haben allein wegen dem „Blauen Reiter“ rund 23.000 Menschen in Hotels, in privaten oder anderen Unterkünften übernachtet.

Aldona Kucharczuk stützt sich auf eine Befragung von BesucherInnen. Zusammen mit einer Kommilitonin hat sie über 1.100 Gäste der Kunsthalle befragt und dabei über 800 ausgefüllte Bögen zurückbekommen. Kucharczuks Ergebnisse gehen über die zum Teil schon von der Kunsthalle veröffentlichten Zahlen hinaus. So stützt sich die Wirtschaftswissenschaftlerin bei der Berechnung der ungewöhnlich hoch erscheinenden Ausgaben der BesucherInnen auf Zahlen der Bremer Touristik Zentrale (BTZ). Demnach gibt ein Übernachtungsgast ohne Übernachtungskosten täglich rund 104 Mark aus. Tagesgäste bescheiden sich mit knapp 80 Mark für Restaurantbesuche oder Einkäufe.

Ungewöhnlich viele BesucherInnen sind nach Angaben von Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath samstags statt am Sonntag gekommen. Für ihn ist das ein Zeichen für den Erfolg der Kaufleute-Kampagnen. Ohnehin sind solche Kombinationen der Konkurrenzvorteil von Innenstadt-Geschäftsleuten gegenüber den KollegInnen auf der grünen Wiese.

Im Vergleich zu anderen Kultur-, kulturwirtschaftlichen und touristischen Ereignissen hat „Der Blaue Reiter“ sehr viele auswärtige BesucherInnen nach Bremen gelockt. 170.000 Menschen haben die Ausstellung gesehen. Ohne die SchülerInnen (21.000) waren 149.000 BesucherInnen in der Kunsthalle. Nur knapp die Hälfte von ihnen kam aus Bremen und dem näheren Umland (Postleitzahlbezirk 27). Die Mehrheit legte weitere Strecken zurück.

Die Kunsthalle erhielt neben ihrem normalen Zuschuss und einem Beitrag der Marketinggesellschaft BMG von 100.000 Mark für eine Plakataktion keine weitere Förderung für den „Blauen Reiter“ – eine Ausfallbürgschaft hat das Museum nicht in Anspruch genommen.

Im Oktober nächsten Jahres will das dem Kunstverein Bremen gehörende Haus an die Expressionisten-Schau anknüpfen: Rund um das „Mohnfeld“ von Vincent van Gogh widmet die Kunsthalle dem Maler eine Schau namens „Felder“. ck

Aldona Kucharczuk stellt ihre Diplomarbeit am Samstag, 7. Juli, ab 20 Uhr in der Evangelischen StudentInnengemeinde, Parkstraße 107, vor.