Berufs-Chancen
: Going East

■ 23 Bremer SchülerInnen auf dem Weg nach China

Am Nordausgang des Hauptbahnhofes steht eine größere Gruppe: Jugendliche mit viel Gepäck, Eltern und Freunden. Äußerlich unterscheidet sie nichts von anderen Reisenden, doch aus den Gesprächsfetzen geht rasch hervor: Diese Gruppe will nach China.

Die 23 Schüler, größtenteils Zwölftklässler, gehören dem schulübergreifenden Grundkurs Chinesisch an, den Dieter Heilbronn und seine Kollegin Zhang Jin seit acht Jahren anbieten. „Das Interesse wird immer größer“, erzählt Heilbronn. „Immer mehr Schüler verbinden auch ein Berufsinteresse mit diesem Kurs und sehen Chinesisch als nützliche Zusatzqualifikation.“

Die Möglichkeit, die frisch erworbenen Sprachkenntnisse in Peking praktisch anzuwenden und in einem Sprachkurs zu vertiefen, gibt es inzwischen seit drei Jahren. Warum jedoch weder Behörde noch Industrie es für nötig halten, dieses Projekt finanziell zu unterstützen, ist Heilbronn nach wie vor ein Rätsel. Die Kosten für die 6-wöchige Reise betragen rund 3.200 DM pro Person und werden bis jetzt von den Familien getragen.

Für die Schüler ist die Reise ohne Begleitperson eine große Herausforderung, lernen sie doch erst seit zwei bis drei Jahren Chinesisch und sind plötzlich auf sich selbst gestellt. „Wenn sie zum Beispiel einen Zug nach Shanghai nehmen wollen, stehen sie am Bahnhof und können dort vielleicht nicht verstehen, was über den Schaltern steht“, macht Heilbronn die Probleme klar, die sich Europäern im Umgang mit der meistgesprochenen Sprache der Welt stellen.

Letzte Abschiedsfotos werden jetzt am Bahnhof geschossen, gute Ratschläge verteilt, Eltern beruhigt und Nachzügler empfangen, dann endlich fährt der ICE davon.

Die Abiturientin Anna Gestering hat diese Aufregung bereits glücklich hinter sich gebracht – sie war vergangenes Jahr mit. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, versichert sie sofort. „Man lernt die Sprache viel schneller, und die Chinesen redeten schnell mit uns.“ Trotzdem gibt sie zu, dass es am Anfang schwierig war, sich in einer fremden Kultur zurechtzufinden. „Die ersten paar Tage waren schon sehr gewöhnungsbedürftig.“ Und dann kamen noch 40 Grad Hitze hinzu, bei hoher Luftfeuchtigkeit und Großstadt-Smog nur schwer zu ertragen.

Dennoch scheint China die Gruppe nachhaltig beeindruckt zu haben – hat Dieter Heilbronn doch von einer Schülerin gehört, die einen längeren Studienaufenthalt in Peking plant...

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